Gehalt-voll

Drei Ereignisse bzw. Meldungen der letzten Zeit machen mich nachdenklich:

  • Die jüngsten Tarifauseinandersetzungen zwischen Journalisten und Verlegern, die sich (zumindest auch) um die Frage drehten, ob die Qualität aufrecht erhalten werden könne, wenn Nachwuchskräfte, wie von den Verlegern gefordert, bedeutend schlechter bezahlt würden
  • Stefan Niggemeier wird Spiegelautor
  • Die Ente wirft Foodbloggern vor, zu viel Energie auf Eigenvermarktung zu legen und – tja, wohl auch finanziell von ihrem Erfolg profitieren zu wollen

Für mich stellt sich da nämlich die Frage, ob der Gehalt (von Artikeln) und das Gehalt (der Autoren) irgendwie zusammenhängen. Ich meine: ja freilich! Ich weiß natürlich – gerade bei Foodbloggern, bei denen ich mich am meisten bediene – den Enthusiasmus zu schätzen und bewundere das oft erstaunliche Fachwissen und genieße die oft dramatisch schönen Fotos und halte Wikipedia immer noch für ein Wunder, aber ich liebe auch die Idee einer Endredaktion, die stilistische Blüten und sachliche Fehler ausmerzt und die Kommentare und Meldungen säuberlichst trennt und vielleicht auch darauf achtet, dass ordentlich recherchiert wurde und überhaupt jemanden, der sich verantwortlich fühlt.

Ich glaube an den Zusammenhang von Aufwand und Ertrag. In einer Welt, in der die Bestreitung des Lebensunterhalts einen nicht unerheblichen Teil der Lebenszeit beansprucht, werden immer Konflikte zwischen Anspruch und Wirklichkeit, zwischen Wollen und Können entstehen, wenn eine wie auch immer geartete Vergütung ausbleibt. Und nur die Freude an der Kommunikation kann höchstens Nischen befriedigen Wir sollten also entweder die Gesellschaft ändern, zum Beispiel mit einem Grundeinkommen, oder schleunigst ein Modell finden, wie bezahlte Inhalte im Netz funktionieren könnten. Und Werbung wird es sicherlich nicht sein, vor allem dann nicht, wenn sie halbversteckt daherkommt.

Eigentlich wollte ich mich aber im Namen der deutschen Sprache bei allen Fremdsprachlern entschuldigen. Wir können ja auch nichts für Wörter wie “der Gehalt” und “das Gehalt”. Wir nehmen das auch nur achselzuckend hin (und benutzen es von Zeit zu Zeit falsch), vor allem, wenn dann im Dativ (“dem Gehalt geschuldet”) oder im Genetiv (“des Gehaltes wegen”) noch nicht einmal mehr ein Artikel oder eine Endung hilfreich zur Seite springen.

Der Grund, weshalb ich das alles aber hier in den Tischgesprächen erwähne, ist die (imho ziemlich originelle) Vermutung eines Lesers von verstaendlich.ch, dass die wörtliche Übersetzung von “Salär” ja wohl “Salzgehalt” sei. Natürlich macht der Fachmann Herr Gleiser dieses hübsche Bonmot zunichte: weil “-är ” eine typische Adjektiv-Endung sei (wie in primär oder temporär), sei die richtige Übersetzung eher “salzig”. Immerhin hätte ich damit beim Unfall mit der Salzmühle in der Pilzpfanne gepflegt sagen können, mir seien die Pilze etwas salär geraten.

Aber weil ich ja trotz allem an das Gute im Blogger glaube, verrate ich heute aus gegebenem Anlass mein allerliebstes Blumenkohl-Rezept:

Blumenkohl mit Schinkensauce

Ein Rezept aus der Zeitschrift essen & trinken aus dem Jahr 1982, das war glaube ich noch vor der Erfindung der Hollerith-Maschine. Das Rezept darf muss aber um keinen Deut geändert werden, den Zusatz “(Suppenpaste)” bei der Hühnerbrühe habe ich bereits getilgt und wer mag, kann die Bechamel gerne etwas länger köcheln lassen.

75 g Bacon in feine Streifen schneiden und bei mäßiger Hitze knusprig ausbraten. Speckstreifen aus dem fett heben und auf Küchenpapier abtropfen lassen. 20 g Butter im Speckfett schmelzen, 40 g Mehl einrühren und kurz durchschwitzen lassen. ⅛ l Hühnerbrühe und ½ l Milch mischen und zugießen. Unter ständigem Rühren aufkochen und bei milder Hitze 15 Minuten köcheln lassen.

1 großen Blumenkohl (ca. 1 kg) putzen und waschen und in reichlich kochendem Salzwasser in 15 Minuten garen. 150 g gekochten Schinken fein würfeln, 2 Bund Schnittlauch in Röllchen schneiden und beides in die Sauce geben und 5 Minuten ziehen lassen. Erst dann mit Salz, Pfeffer, 1 EL Worcestershiresauce und 1 EL Zitronensaft abschmecken. Von der Kochstelle nehmen, 2 Eigelb verquirlen un unterziehen. Einen Teil der Sauce über den Blumenkohl gießen, mit den abgetropften Baconstreifen garnieren. Die restliche Sauce extra reichen. Dazu passen neue Pellkartoffeln.

Rechts im Bild sind übrigens nicht die Pellkartoffeln, sondern der Nachtisch “Brönnti Creme“. Hasenherz, das und Brönnti-Anfänger, der ich bin, habe ich mich nicht getraut, das letzte aus dem Karamell heraus zu kitzeln; fad war es dennoch nicht.

6 Gedanken zu „Gehalt-voll“

  1. Hallo Michael
    Besten Dank für den Link auf meinen Blog. Ich erlaube mir hier den kurzen Hinweis, dass meine Reaktion auf die Salär-Salz-Hypothese ironisch gemeint war (und offenbar voll in die Hose gegangen ist.) Das hatte ich mir erlaubt, weil ich den Kommentator persönlich kenne und der Meinung war, er wolle mich mit seiner kreativen Behauptung aus der Reserve locken.

    Doch siehe da: Er hatte recht. In seinem Buch “Salz: Der Stoff, der die Welt veränderte” hält Mark Kurlansky fest (nicht wörtlich zitiert):

    Manchmal erhielten die Legionäre ihren Sold sogar in Form von Salz; von daher stammt deshalb auch unser Wort „Salär“, das heute Lohn od. Gehalt bedeutet, das sich aber sowohl als „Sold“ und auch als „Soldat“ tatsächlich vom Salz herleitet.

    den Hinweis habe ich in hier gefunden (PDF): http://bit.ly/osPHz6.

    Danke für die vielversprechenden Rezepte. Der Blumenkohl sieht aus, als würde er auch bei den Kindern gut ankommen. Und “Brönnti Creme” ist eines meiner Lieblingsdesserts. Da krieg ich doch gleich Appetit auf mein Frühstück!

    Herzlicher Gruss
    Cla

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    • Hallo Cla,
      dass dein Einwand ironisch gemeint war, war mir schon klar – auch wenn ich es zugegebenermaßen nicht so formuliert hab (“Experte” klingt halt gleich so ernst).
      Dass aber Salär und Salzgehalt nicht nur ein Bonmot sind, hätte ich mir eigentlich denken können. Ich sags ja: recherchieren!

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  2. Das hast du jetzt nicht so interpretiert, wie ich es empfinde.
    Mir fehlen die enthusiastischen Foodblogger, die aus Freude (so wie Sockenstricken) bloggen. Was immer mehr um sich greift, ist die im Text recht plumpe und penetrante Vermarktung von Büchern, Haushaltsgeräten oder Kochkursen, die in verkrampften Blogposts eingebaut werden. Ich hoffe, die Blogger cashen sehr viel ab. Ich befürchte allerdings, sie werden mit Naturalien abgespeist. Werbung war noch nie für Firmen so billig, seitdem es Blogger gibt. Sie spielen mit der Eitelkeit der Blogger. 🙂

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    • Doch, ich hab das schon so verstanden, wie du das meinst. Und es gibt die Sockenstricker noch, es gibt nämlich alles.
      Und nein, ich hoffe nicht, dass die sehr viel abcashen (obwohl ichs ihnen gönne), weil es mich nervt. Mir wärs lieber es gäbe ein Modell, bei dem die gute Arbeit nicht unter Wert verkauft werden muss und bei dem ich mir nicht dauernd geneppt vorkommen muss.
      Aber vielleicht ist es doch nur Eitelkeit und dann les ich halt bei den Sockenstrickern, dort schreib ich ja auch.

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  3. Nachtrag: Gerade eben ist mir erst aufgefallen, dass man statt Gehalt ja auch Verdienst sagen könnte. Nur wird es für Fremdsprachler dadurch nicht einfacher. Es gibt eben auch das Verdienst und den Verdienst und nicht jeder verdient, was er verdient.

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