Gerüche in der Küche

Samstagnachmittag. Ein trüber, verregneter Herbsttag, wie er uns in nächster Zeit aller Voraussicht nach öfter begegnen wird. Die Lust auf einen Besuch im Eiscafe tendiert gegen null. Die Heizung läuft noch nicht auf vollen Touren, es ist nicht sehr gemütlich.

Man könnte jetzt eine Regenjacke überstreifen und spazieren gehen und sich dabei auf einen warmen Kakao bei der Rückkehr freuen. Man könnte eine Strickjacke anziehen und sich in den Lesesessel kuscheln.

Man könnte aber auch in die Küche gehen und für Vorrat sorgen. Einen großen Topf Gemüsefond könnten wir gebrauchen, die Kartoffeln müssten noch gekocht werden, damit sie abkühlen können und es würde auch nicht schaden, ein halbes Pfund Butter in bayrische Olivenöl zu verwandeln.

Wenn man dann eine Flasche Rotwein öffnet, sich am Küchentisch niederlässt und die Wochenendbeilage der SZ aufschlägt, dann kann man nebenbei auf das leise Gluckern der schmelzenden Butter hören und der köchelnde Fond sorgt genau für die richtige Wohlfühltemperatur, ohne die Heizkosten in die Höhe zu treiben, während der Rotwein sein Bestes tut, dieselbe Aufgabe von innen zu erfüllen.

Und wenn dann die Zufriedenheit langsam von unten nach oben steigt , unter anderem weil man es geschafft hat, untätig zu sein, ohne nichts zu tun, dann passiert es selbst bei diesen unspektakulären Töpfen, dass die Nase langsam beginnt, diesen angenehmen Zustand noch zu befördern, wenn sich die Gerüche der Kräutersträuße im Fond mit dem leichten Nussaroma der entstehenden braunen Butter und dem Hauch von Kümmel in den Kartoffeln mischen. Nichts Spektakuläres, bewahre, kein Vergleich zu einem Schmortopf nach etwa 2 1/2 Stunden. Aber doch immerhin so angenehm, dass ich mich frage, warum ich eigentlich nie den Menuplan fürs Wochenende danach ausrichte, dass möglichst lange möglichst unterschiedliche Gerüche entstehen, die dann doch – zumindest zeitlich – einen größeren Genuss bereiten würden als diese halbe Stunde des andächtigen Verzehrs.

Die Kartoffeln musste ich übrigens gestern kochen, weil für heute Schupfnudeln (Fingernudeln, Bubespitzle, Schopperla … you name it) auf dem Plan standen. Und weil ich endlich ein Rezept gefunden habe, das immer funktioniert und bei dem die Nudeln vor dem Braten nicht noch gekocht werden müssen, will ich das heute verraten:

Topfen-Fingernudeln

(nach Alfons Schuhbeck, für 4 Personen)

375 g gekochte, durchgedrückte und abgekühlte Kartoffeln mit 3 EL brauner Butter, 1 Eigelb und 65 g Topfen (Quark) mischen, dabei mit Salz, Pfeffer und frisch geriebenem Muskat würzen. 100 g Speisestärke und 40 g Weizengrießdazu geben und rasch zu einem glatten Teig verkneten.Mit leicht bemehlten Händen aus der Masse fingerförmige Nudeln rollen und leicht flach drücken. Bis zur Weiterverwendung auf ein mit Mehl bestäubtes Brett legen. Dann in einer Pfanne in 2-3 EL Öl bei milder Hitze von beiden Seiten langsam goldbraun braten. Zum Schluss noch 20 g Butter zugeben und die Schupfnudeln darin schwenken. Leicht salzen.

Bei uns gab es die Bubespitzle heute in einer Pfanne zusammen mit Gemüse (Weißkraut, Möhren und Zucchini) und Bratwürsten – schade, dass die Gartenvorräte zu Ende gehen.

 

4 Gedanken zu „Gerüche in der Küche“

  1. Sie können schreiben, mein Kompliment, vor allem der Absatz über die Gerüche hat mir gefallen.
    Zur Quitte: vielleicht haben Sie Lust nachzuschauen, was ichdamit gemacht habe.
    Ingridkellner.blogspot.com
    Mit kleinem i

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    • Quittengelee sollte man verschenken! Dein Quittenbrot (ich benutz jetzt einfach mal das Blogger-Du) sieht lecker aus; leider hab ich erst zu spät festgestellt, dass man dann die Kerne vorher entfernen sollte.
      Ach ja: Danke für das Kompliment, das ich aber zurückgeben kann.

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