Offene Browser-Tabs sind die Geißel des einundzwanzigsten Jahrhunderts. Früher war es ja so, dass man ein interessantes Rezept bzw. das Bild davon gesehen hat. Dann hat man gedacht Oh ja, das probier ich aus! Und ob man dann die Seite einfach geschlossen hat (in der irrigen Annahme, man würde sich später noch daran erinnern) oder den Link vorher noch in der Favoritenliste gespeichert oder ein Lesezeichen gesetzt hat, das Ergebnis war das gleiche: Aus den Augen aus dem Sinn. Das war aber gut so, und wahrscheinlich auch so geplant. Erhöhung der Zufriedenheit durch Reduktion der Wunschliste, so stand es damals im Exposé der Schöpfung. Und auch Neuerungen wie die Notizen oder Feedly-Read-Later auf iOS oder die Sammlungen bei Edge: Gutes Gewissen, weil gespeichert; hohe Zufriedenheit, weil vergessen wo. Und heute ist da dieser immer offene Tab mit »Alubias con judías verdes y ajo«, also etwa »Knusprige weiße Bohnen mit grünen Bohnen und Knoblauch«. Und tatsächlich ist da ein Bild mit goldbraun gebratenen Riesenbohnen, bei dem ich nicht für möglich gehalten hätte, dass so etwas geht. Da mich dieses Bild aber jeden Tag anlacht, muss ich das heute endlich nachkochen, auch wenn es vielleicht nicht ganz zu Saltimbocca passt, ich halte das nicht länger aus. Ich muss den Tab jetzt endlich schließen.
Küchentagebuch, Donnerstag 24. Juni 2021
- Saltimbocca alla Romana
- Vorgekochte junge Kartoffeln in der Pfanne in Butter gebräunt (weil der Backofen belegt ist)
- Knusprige weiße Bohnen mit grünen Bohnen und Knoblauch (das deutsche Rezept, meine Übersetzung, die habe ich aber schon mit DeepL überprüft)
Gebacken: Rhabarbertarte (ich habe begonnen, meinen Geburtstagskuchen selber zu backen, als mich Freunde mit einer Sahnetorte von Coppenrath & Wiese überrascht haben)