Hunger

Am Letzten des Monats ist es Zeit, sich Gedanken über die allfällige Ebbe in der Haushaltskasse zu machen. (Seit ich in den Norden gezogen bin, benutze ich offensichtlich verstärkt maritime Bilder.) Ein nicht unwesentlicher Grund für die kontinuierliche Abnahme des Füllstandes ist sicherlich der tägliche Einkauf. Dieser wiederum ist oft nicht aufschiebbar, weil ein oder mehrere Familienmitglieder von einem merkwürdigen Phänomen heimgesucht werden: dem Hunger.

Nun hat Hunger laut Wikipedia nichts, aber auch gar nichts mit dem Magen zu tun – wenn man mal das Magenknurren, also die bei leerem Magen zunehmenden Kontraktionen der Magenwände, als physische Reaktion außer Acht lässt. Das ist deshalb recht gut erforscht, weil die wachsende Industrie der Appetitzügler daran natürlich ein berechtigtes Interesse verspürt. Man sollte diese Erkenntnisse doch aber auch gewinnbringend für etwaige Einkaufsvermeidungsstrategien anwenden können.

Wenn es dem Hunger nämlich egal ist, ob oder was sich im Magen befindet, dann sollte es doch auch möglich sein, ihm – dem Magen – etwas unterzujubeln, was vielleicht nicht richtig sättigt, sich aber – vielleicht deshalb – noch im Budgetrahmen befindet. Hinderlich bei diesem Ansatz sind dann aber der Zellstoffwechsel, bei dem irgendwelche Messgeräte im Körper den eingefüllten Stoff wohl penibel auf Tauglichkeit überprüfen, und der Hypothalamus, der wieder einmal im lateralen Bereich die Verantwortung für „Hunger“, aber im ventromedialen Bereich für „Sättigung“ zuständig ist (siehe Hypothesen zur Regulierung des Hungers auf DEBInet). So richtig erforscht scheint das alles aber noch nicht zu sein, und was so kompliziert ist, muss auch Schwachstellen haben.

Es lohnt sich also etwas weiter zu stöbern, auch wenn man Glyx-Diäten und „Anti-Hungergefühl-Pillen“ nicht unbedingt einsetzen möchte. Da haben zum Beispiel 1999 Forscher der Pennsylvania State Univerisity einen Hühnereintopf mit Reis gekocht und drei Gruppen von Frauen als Vorspeise kredenzt. Gruppe 1 bekam den Eintopf, Gruppe 2 den Eintopf als Suppe (mit 350 ml Wasser) und Gruppe 3 den Eintopf zusammen mit 350 ml Wasser im Trinkglas. Und dann wurde gemessen, wie sehr ihr Hunger zurückgegangen war, wie viel sie also vom nachfolgenden Hauptgang noch gegessen haben. Ergebnis: Gruppe 2 nahm sich über ein Viertel weniger vom Hauptgericht als die beiden anderen Gruppen. Das leuchtet bei Gruppe 1 ja auch ein – sie haben schließlich weniger gegessen, zwar nicht weniger Kalorien, aber weniger Menge. Bei Gruppe 3 allerdings stimmt das nicht mehr, Menge und Wirkstoffe waren exakt identisch mit Gruppe 2. Aber nicht etwa, dass die Gruppe 2 dann wenig später einen Schokoriegel eingeschoben hätte: „Subjects did not compensate at dinner for this reduction in lunch intake.“ (Rolls, B. J. et al [1999], Water incorporated into food but not served with a food decreases energy intake in lean women. The American Journal of Clinical Nutrition 70, S.448ff). Und das bedeutet: Wasser in den Eintopf! Wirkt und ist (immer noch) relativ preiswert.

Bis zum nächsten Ultimo muss das noch verfeinert werden. Im Küchentagebuch ist zu notieren:

  • Fischkroketten (Croquetas de pescado)
  • Pfifferlings-Risotto
  • Karamell-Eis mit Apple Crisp
Croquetas de Pescado

Und warum?

  • Eigentlich habe ich ein ganz anderes Rezept gesucht und plötzlich waren die Kroketten da. Früher mal ein Familienliebling und ewig nicht mehr zubereitet. Aber heute!
  • Dienstag ist Markttag. An Pfifferlingen kann ich selten vorbeigehen, zumal sie im Unterschied zu Steinpilzen noch nicht nach Herbst riechen. Und Weinnase hat gestern die Vorlage geliefert.
  • Gestern gab es Apple-Crisp mit Eis. Heute jetzt also Eis mit Apple-Crisp.

Und wie?

  • 200 g Shrimps 1-2 Minuten in Salzwasser kochen, abseihen und Kochsud aufbewahren. 200 g Seehecht mit einem Stück Zwiebel und etwas Petersilie 5 Minuten in Salzwasser garen, abseihen und Kochsud mit dem der Shrimps aufbewahren.
    Shrimps schälen und in Stücke schneiden, Fischfleisch zerkleinern und entgräten. In einer Pfanne mit etwas Öl 1 Zwiebel (kleingehackt) anrösten. Wenn sie eine goldgelbe Farbe angenommen hat, das Fischfleisch und die Shrimps beigeben und 1 Minute lang schwenken.
    In einer Kasserolle 2 Löffel Butter zerlassen und 4-5 Löffel Mehl anrösten. Mit Milch und Fischbrühe eine Bechamel bereiten, mit Salz würzen und Fisch und Shrimps gut untermischen. Auf einem flachen Teller ausbreiten und abkühlen lassen.
    Anschließend mit den Händen Kroketten formen und einzeln in Semmelbrösel drehen, durch 1 Ei (geschlagen) ziehen und nochmal in Semmelbrösel wenden. In reichlich heißem Öl backen bis sie goldgelb sind.
  • Im Unterschied zu MannKannsEssen.de die Pfifferlinge separat angebraten und später untergehoben.
  • Umgedreht servieren, damit die Reihenfolge deutlich wird.

Fazit

  • „Das gabs aber schon lang nicht mehr. Kann ich noch eine haben?“
  • „Waren die Pilze teuer?“ – „Nö.“ – „Könntest du öfter machen.“
  • „Boaah, ich kann nicht mehr!“

5 Gedanken zu „Hunger“

    • 1. Stimmt. Und das erinnert mich daran, dass du auch Kroketten verbloggt hast, die in den Tiefen der Kochliste verschwunden sind …
      2. Beruhigt mich, dass ich nicht der Einzige bin.

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