Wenn Sohn T. nach „den richtigen“ Karotten verlangt, dann muss ich ganz vorsichtig ein zerfleddertes Taschenbuch aus dem Regal nehmen und – alphabetisch geordnet! – die Seite „CAROTTES À LA BONNE MÈRE“ aufschlagen. Die sieht so aus:
Das Buch heißt „Gezeichnete Kochfibel“ und ist von Hans Haëms, erschienen 1975 im Fischer Taschenbuch Verlag. Es ist im Buchhandel nicht mehr erhältlich, ich habe mein Exemplar schon 1978 oder 1979 für 1 D-Mark in der Krabbelkiste entdeckt. Das ist schade, weil ich mit diesem Buch gelernt habe, dass Karotten und Erbsen (s. Piselli al Prosciutto) nicht zusammen in der Dose wachsen, dass man Kartoffelpüree würzen kann (Purée de pommes de terre à l’ail) und dass Joghurt nicht nur zum Frühstück taugt (Tandoori Murg). Und die Zeichnungen haben mich ermutigt, die Mensa zu schwänzen und den Zweiplatten-Herd anzuwerfen. Ich hätte es pfleglicher behandeln sollen, aber so ist halt die Jugend.
Und die Karotten – man mag es nach fast einer Stunde Kochzeit kaum glauben – sind delikat, anders kann man das nicht ausdrücken.
Wenn ich an Kochevents teilnehmen würde, dann wär das jetzt ja wohl ein Fall für DKduW von foodfreak. Aber für die Gerichte mit N wird’s eng: Narotten, Nöhren, Nüebli, Nelbe Rüben oder notfalls Gelbe Nüben, alles nicht sehr erfolgversprechend; na ja, ich wollte ja eh nicht teilnehmen, sondern mein Küchentagebuch fortführen:
- Kümmelbraten mit Bratkartoffeln
- und Carottes à la Bonne Mère
- Kürbiskern-Parfait von gestern
Und warum?
- Kümmelbraten ist eine Light-Variante vom Schuhbeck’schen Schweinebraten. Und wenn schon die Möhren eine Stunde brauchen, dann kann auch die Beilage etwas länger dauern
- Gemüsebeet-Entrümpelungs-Woche. Dringendes Begehren von Sohn T.
- Ich liebe Parfait, weil ich a) immer noch keine Eismaschine habe und weil b) die Portionen immer für mindestens zwei Abende reichen und ja im Tiefkühler wahrscheinlich nicht schlecht werden.