„Partir, c’est toujours mourir un peu.“ Abschied ist immer auch ein kleiner Tod; fast bin ich ein wenig gerührt, aber es gibt gute Gründe, Abschied vom Küchentagebuch (R.I.P.) zu nehmen:
Paranoia – jetzt weiß die ganze Welt, was ich esse
macht mir eigentlich weniger Kopfschmerzen. Mal ehrlich, der Bruchteil der Weltbevölkerung, der betroffen ist, ist ziemlich klein – gibt es eigentlich milli-Prozent oder noch besser femto-Prozent? Und auf die Emails, wie „Lieber Herr T. Wie wir wissen, schätzen Sie die Produkte der Firma F ..“ bin ich eher gespannt.
Langeweile – das ödet doch an
Langeweile bei den Lesern ist eigentlich auch nicht mein Problem, zwei oder drei gelangweilte Menschen mehr, das nehme ich gerne auf meine Kappe. Aber die Langeweile des Bloggers ist eine Todsünde, derer ich mich nicht schuldig machen möchte.
Eitelkeit – boah hey, was der alles isst
obwohl mir Eitelkeit natürlich nicht fremd ist, ist und war es nicht meine Absicht, diese hier zu befriedigen. Aber beim Rückblick auf einen Monat und der Erkenntnis, dass kaum Wiederholungen vorkamen, schleicht sich die Sorge ein, dass dieses öffentliche Tagebuch Einfluss auf das normale Leben nimmt – und nicht umgekehrt.
Faulheit – das artet doch in Stress aus
würde wahrscheinlich die Wahl des wichtigsten Grundes haushoch gewinnen. 1 1/2 Monate fast täglich notieren, kommentieren, Links aussuchen, eventuell Fotos knipsen und zuschneiden – puuh. Sicher, mehr als 4 Jahre fast täglich geht ja offensichtlich auch, aber wer bin ich, mich mit Robert zu vergleichen?
Sinnfrage – was will der denn mit noch einem Küchenblog?
das kann ich nicht beantworten. Ich weiß es nicht. Fakt ist, dass das Tagebuch den Blog recht küchenlastig macht. Ich weiß zwar nicht wie-lastig oder was-lastig oder ob überhaupt lastig er werden soll, aber für diese Sinnfindung ist weniger Korsett wahrscheinlich besser – und eine geringere Frequenz sicher auch. Aber die Nase aus den Kochtöpfen heraushalten kann ich natürlich auch nicht – dafür duftet es dort zu gut.
Deshalb heute die Abschiedsvorstellung – das Küchentagebuch:
- Rindersteak vom Galloway-Rind mit Kräuterbutter und Röstkartoffeln
- Joghurtmousse mit Erdbeeren
Und warum?
- Habe ich die Galloway-Herde gestern nicht erwähnt? Nun, es ist eine kleine Herde, aber ab und zu muss eines der jungen Tiere dran glauben und landet erst am Haken – zum Abhängen – und dann bei meiner Geflügelfrau (sic!) – zum Abnehmen. Ich hab mal den Abnehmer gemacht.
- Auf dem Markt wollte ich heute nur 10 Eier kaufen, aber neben den Eiern ist immer der Obsthändler aus dem Alten Land – heute mit Erdbeeren. Es wird dieses Jahr nicht mehr viele frische Erdbeeren geben (wenn man Arthurs Tochter im Hinterkopf behält).
Und wie?
- rückwärts gebraten, ohne Schnickschnack, mit Heidekartoffeln und Tomatensalat.
- Mein Rezept stammt aus einem alten Essen&Trinken. Auf deren Webseite findet man zwar auch ein Rezept mit diesem Namen, aber mit anderen Zutaten. Der Link auf kochbar.de hat zwar ein scheußliches Bild, aber das Originalrezept. Wie man die Mousse zubereitet, ist wahrscheinlich egal, aber das Zusammenspiel von Mousse, gewürfelten und pürierten Erdbeeren und Schokostreuseln muss unbedingt erhalten bleiben.