Ich bereite mich gerade schon mal mental auf einen USA-Trip vor. Kulinarisch wird das kein Problem, er dauert nur drei oder vier Tage. Da kann man ein Steakhouse besuchen, auch in Iowa in Seafood schwelgen, auf dem Land einen wirklich guten Burger verdrücken (doch, mit lokaler Unterstützung findet man die durchaus noch), das geht schon.
Sorgen bereitet mir aber das Frühstück. Ich hab das Hotel nicht selbst gebucht und hasse diese „Complimentary Continental Breakfast“-Buffets, die oft nur aus einer Kaffemaschine und einem Stapel trockener Donuts bestehen, oder – noch schlimmer – „Complimentary All American Breakfast“-Buffets mit schmieriger gelber Pampe, die sie „Rühreier“ nennen und derselben braunen Brühe wie beim Continental Style.
Dabei liebe ich amerikanisches Frühstück mit Eiern, Bacon, Bratkartoffeln oder Pfannkuchen und Waffeln mit Ahornsirup bis zum Abwinken. Wahrscheinlich weil der Magen – er kann ja nicht aus dem Flugzeugfenster schauen – die Zeitumstellung nicht mitbekommen hat und „morgens“ halt schon gerne einen ordentlich lunch hätte, wie er es von zuhause gewohnt ist.
Na ja, ich kann ja notfalls umbuchen. Aber ist euch schon mal aufgefallen, dass man in Deutschland schon mal zum Lunch geht oder abends einen Tisch für ein Dinner reserviert, aber kein Mensch morgens breakfastet? Oder dass es im Schwäbischen (und sonstwo) abends das „Veschper“ gibt und das Frühstück halt doch das „Frühschtück“ bleibt? Nur bei den (deutschsprachigen) Schweizern nimmt man das Morgenessen (oder Zmorge) ein, ansonsten: Frühstück soweit die Zunge reicht.
Das Wort „Frühstück“ gibt es bereits seit dem 15. Jahrhundert (Dr. Bopp hat das recherchiert), hat das mittelhochdeutsche Morgenbrot verdrängt und meint wohl analog das erste in der Frühe gegessene Stück Brot. Seither ist es resistent gegen alle fremdsprachlichen und wohl auch regionalen Einflüsse – synonyme.woxikon.de findet gar keine Synonyme für Frühstück, ein.anderes-wort.de schlägt „erste Mahlzeit des Tages“ vor und Wiktionary.org fällt auch nur das schweizerische Morgenessen ein – seltsam.
Wie auch immer dem sei, allen, die jetzt abwinken und stöhnen „morgens brauch ich eh nur einen Kaffee und eine Zigarette„, sei verraten, dass ich das Geheimnis eines ausgiebigen Frühstücks entdeckt habe: Man braucht Zeit, eine frische Tageszeitung und einen Freisitz, bei dem man in die Morgensonne blinzeln kann. Dann kann man gerne mit einer Tasse Kaffee und einer Zigarette anfangen, aber wenn dann frische Semmeln, Landbutter, ein 4-Minuten-Ei, Schinken, Käse, Marmelade und ein frisch gepresster Orangensaft zufällig in Reichweite stehen, dann ergibt sich der Rest von alleine – versprochen.
In Österreich gibt es noch das Gabelfrühstück, eine Bezeichnung, die leider außer Mode gekommen ist. Das wird zwischen Frühstück und Mittagessen eingenommen. Die Jause ist das Gegenstück am Nachmittag, die nicht zwingend aus Kuchen und Kaffee besteht.
Sehr modern sind allerdings die Damen und Herren „Frühstücksdirektoren“ von der Führungsebene, die sich gerne im Kaffeehaus zu einem Geschäftstreffen verabreden. Ist vermutlich typisch österreichisch. 😉
Das American Breakfast finde ich schon gewöhnungsbedürftig. Besonders weil alle Teile des Frühstücks, ob salzig oder süß, gemeinsam auf dem Teller gestapelt landen. Ich mag halt keine Pancakes mit Ahornsirup, mashed potatoes und Speck gemeinsam am Teller haben.
Ein königreich für ein amerikanisches Steak! 🙂
In der Schweiz gibts noch „Znüni“ und wie ich die Schweizer kenne, muss man das dann exakt um 9 Uhr essen – aber ich bin kein Schweiz-Experte.
Ahornsirup am Speck könnt ich mir noch vorstellen, aber an den Kartoffeln? Wie heisst denn Trennkost auf Englisch?
Beim Steak denk ich an dich 😉