Manchmal denke ich

Manchmal denke ich, man müsste den Job an den Nagel hängen, einen großen Topf Fleischbrühe kochen, ein paar Maultaschen darin sieden und zusammen mit einer Schüssel schlonzigem Kartoffelsalat losziehen, um das Leid der Welt ein wenig zu lindern.

Das wär eigentlich gar nicht schwer. Als Teig würde ich den Ravioli-Teig von Robert nehmen. Als Schweizer weiß er ja nicht, was Maultaschen sind, kann er nicht wissen, ist nicht seine Schuld – aber sein Teig geht in Ordnung, den würd ich nehmen:  1 Doppelzentner Weißmehl  und 25 kg Hartweizendunst mischen; zusammen mit 420 Eiern und ungefähr 2500 Eigelb, 10l Olivenöl und 1 ½ Pfund Salz in der Küchenmaschine zu einem krümeligen Teig verarbeiten – das ist sicher an der Grenze des Fassungsvermögens der Kenwood, wird aber schon gehen, notfalls in zwei Portionen. Ruhen lassen und mit der Kurbelmaschine breite Bahnen ausrollen. Mal Frau T. fragen, ob sie Zeit hat, mir ein bisschen zu helfen.

Für die Füllung käme natürlich nur das Familienrezept in Frage, keine Diskussionen. Außerdem stimmen da die Mengenangaben schon halbwegs. Dazu brauche ich: 30 kg Zwiebeln, 25 kg gemischtes Hackfleisch, 40 Weggle vom Vortag, 2 kg Speck, 100 Eier, Petersilie, Salz, Pfeffer und Muskat nach Belieben. Die Teigbahnen in rechteckige Plätzchen schneiden, die Fülle draufgeben, die Ränder mit Eiweiß bestreichen und Maultaschen formen. Etwa 15 Minuten in der Fleischbrühe sieden. Und dann müssen sie natürlich noch geschmälzt werden, wichtig.

Das sind dann so meine Gedanken – manchmal. Und immer, wenn ich so denke, dann kommt irgendein Klugscheißer daher, und meint, da sei ja Schweinefleisch drin. Und damit sei das Leid der islamischen Welt schon mal außen vor, wo doch gerade in der islamischen Welt, aber er wolle das nicht vertiefen. Und wenn er sich die Ei-Menge im Teig anschaue, dann habe er profunde Zweifel, ob man damit in der Wüste glücklich werden würde – nachts vielleicht, aber da gäbe es dann halt schon das eine oder andere logistische Problem. Und damit sei auch halb Afrika draußen – nix mit Beglückung und Labsal in Somalia und weiß Gott wo.

Ich solle, meint er dann, mir das doch nochmal überlegen. Ich könnte, zum Beispiel, ihn zum Maultaschen-Essen einladen, er würde einen Trollinger mitbringen, und dann könnten wir das nochmal in aller Ruhe besprechen.

Und dann nehm ich den Job wieder vom Nagel und mach halt weiter wie bisher.