Die Farbe isst mit

Die Überschrift ist zumindest genauso blöd wie: „Das Auge isst mit“. Das machen nämlich beide nicht. Aber wenigstens komm ich so um unvermeidliche Wortspiele zum „Ochsenauge“ herum, die ja vollständig unter meinem angestrebten Niveau wären.

Es geht nämlich einfach um die Frage: Was ist dran an den bunten Kartoffeln? Die Erfahrungen mit den blauen (oder violetten) Früchtchen waren gemischt. Während die Vitelotte (Trüffelkartoffeln) nicht nur schön blau waren, sondern sowohl als buttergetränkte Bratkartoffeln als auch als blaues Püree mit ihrem deutlichen Maroni-Geschmack eine ausnehmend gute Figur gemacht haben, hinterließen die Blauen Schweden einen eher gemischten Eindruck: Als Bratkartoffeln optisch misslungen und geschmacklich nicht schlecht, aber auch nicht umwerfend; als Chips dagegen konnten sie überzeugen, weil zu dem ungewohnten Aussehen dann auch noch ein erfreuliches besonderes Gaumenerlebnis kam.

Im Farbenrausch landeten diesmal „Burgundy Red“ im Einkaufsnetz:

eine, wie ich inzwischen weiß, schottische Züchtung, die auch unter dem Namen Red Cardinal gehandelt wird, aber in keiner europäischen Sortenliste mehr auftaucht. Es ist also nicht sehr wahrscheinlich, sie im Supermarkt unter den Schnäppchen zu finden.

Die Schale ist wohl rot, bei meinen Exemplaren braucht man dazu ein geschultes Auge oder viel Phantasie. Aber im Unterschied zum Beispiel zur Roten Laura ist auch das Fruchtfleisch rot und behält die Farbe auch beim Kochen bei. Das macht sie zur „Show-Knolle“ schlechthin  und zu dem Kandidaten für einen dreifarbigen Kartoffelsalat – ein Partyknüller!

Da sie aber mehlig kochend ist und beim Dämpfen oder Garen gerne mal aufplatzt, haben wir uns zunächst noch einmal für die Chips-Variante entschieden.

In dünne Scheiben gehobelt, ½ Stunde in kaltem Wasser gebadet, gut abgetrocknet und portionsweise in rauchend heißem Öl knusprig frittiert. Keine Gewürzorgien, nur gut gesalzen. Fazit: Sieht lustig aus, schmeckt sehr kartoffelig, also etwa so, wie man sich eine gute Kartoffel vorstellt, aber nicht so „edel“ wie z.B. Barmberger Hörnchen, La Ratte oder Puikula. Und die Farbe schmeckt man nicht, womit ich andeuten will, dass da nichts nach Maroni oder Nüssen schmeckt, sondern einfach ehrlich nach Kartoffel.

Das einzig Schottische an dieser Knolle ist allerdings die Herkunft; auf den Preis scheinen die sparsamen Schotten keinen Einfluss zu haben. Ich zahle hier in der Heide beim meinem Kartoffelbauern so um die €2,50 fürs Kilo, im Versandhandel können das aber auch mal €4 oder gar €5 sein. Da würde ich mir dann überlegen, ob ich das Geld in die Farbe investieren will, oder ob derjenige, den ich beeindrucken will, das wert ist. Bei ebay kann man die Burgundy Red wohl aber auch gebraucht ersteigern – was immer das bedeuten mag:

Mir persönlich ist es zwar Blunzen – wie man in einem kleinen, südlich an Deutschland angrenzenden Bergvolk so sagt, aber als Chronist will ich die gesundheitlichen Aspekte natürlich nicht verschweigen:

Der rote Farbstoff ist Pelargonidin, der zum Beispiel auch in Johannisbeeren, aber auch in Dahlien und roten Geranien  vorkommt. Er gehört komischerweise zu den Anthocyanen (anthos=Blüte und cyanos=blau), ist aber auf jeden Fall als Lebensmittelfarbstoff zugelassen und wahrscheinlich auch gesund. Es ist derselbe Wirkstoff, der Rotwein für Herz-Kreislauf-Erkrankungen so heilsam macht. „Farbige Kartoffel bilden somit eine sinnvolle und natürliche Nahrungsergänzung.“, sagt der Biogartenversand. Wer also noch Argumente für den etwas höheren Preis braucht: bitte sehr.

 

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