Vor einigen Wochen habe ich eine Ankündigung gelesen: „Der Welt-Fischbrötchentag“ wird stattfinden. Das Datum hab ich natürlich sofort vergessen, aber ich lebte seither in freudiger Erwartung.
Die Feuilletons werden überquellen, dachte ich, überquellen mit längst überfälligen Diskussionen. Ist es der Fisch, ist es das Brötchen? Darf dazwischen was sein? Wie dick sollte der Zwiebelring geschnitten sein? Welches Salz empfiehlt der Experte und wie viel? Gibt es Strafen für Mayonnaise und wie hoch sind die?
Mit großem Bedauern muss ich jetzt allerdings feststellen, dass der große Tag bereits am 12. Mai war und unbemerkt an mir vorübergegangen ist. Ich lese wohl die falschen Zeitungen und habe die falschen Blogs abonniert, schade!
Andererseits: Welt-Fischbrötchentag, mit der Betonung auf Welt! Vielleicht hyperventiliere ich ein wenig, aber ich meine auch „international day of the fish-bun“ gelesen zu haben. Sowas darf man mir doch nicht verschweigen, oder? Ich wär die Zielgruppe gewesen! Hey, Medienschaffende und Foodblogger dieser Welt: Nehmt ihr meine Anliegen nicht ernst? Muss ich mich um alles selbst kümmern?
Nun denn, ich bin noch weit vom Expertentum entfernt, aber seit meinem Umzug in den Norden ist die Fischbrötchenaufnahmefrequenz signifikant angestiegen, und so will ich meiner Chronistenpflicht mit ein paar fundierten Erkenntnissen und Gedanken nachkommen.
Erstens: Es muss der Fisch sein, das Brötchen ist es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht! Entweder der Verbraucher fragt die Kombination aus Fisch und Pappdeckel erheblich stärker nach, als ich mir das vorstellen kann, oder es handelt sich um eine Ausgeburt der vermaledeiten Regionalisierung: In Gegenden in denen die Kenntnis der Behandlung des Fisches im Allgemeinen und des Matjes-Filets im Besonderen nicht gänzlich verloren ist, führt der Weizen ein eher unbedeutendes Schattendasein und vice versa. Mein inniger Wunsch nach der Kombination aus knusprigem Weizenbrötchen und frischem oder fachmännisch mariniertem und gelagertem Fisch wird mich noch zum Brötchenbäcker machen! Auch dafür hätte ich mir Rat erhofft.
Zweitens: Jein. Auf der sicheren Seite ist man mit dem Basisrezept: Zwei Brötchenhälften, 1 Matjesfilet, zuklappen, fertig! Andererseits sollte man als Connaisseur nicht zu festgefahren sein und auch über andere Fischarten oder gar sparsam verwendete japanische Algen nachdenken, die nicht nur dekorativen Zwecken dienen würden – nur zu.
Drittens: Hier scheiden sich die Geister. Wer dem zarten Aroma des Matjes-Filets nichts abgewinnen kann, bevorzugt eine große Menge dick geschnittener scharfer Haushalts-Zwiebeln, während ich – ohne das werten zu wollen – doch eher einen oder zwei dünne Ringe einer Tropea-Zwiebel empfehlen würde.
Viertens: Um Gottes Willen! Der Kenner drapiert ein paar Kristalle Pyramidensalz aus dem Himalaya neben dem Fischbrötchen, achtet aber peinlich darauf, dass jenes nicht mit diesem in Berührung kommt!
Fünftens: Das entzieht sich meiner Kenntnis. Sollte es allerdings im Rahmen der Bürgerbeteiligung je zu einer Abstimmung über diesen nicht unwichtigen Sachverhalt kommen, wüsste ich, wo ich mein Kreuzchen würde.
Schöne Pfingsten.