Stubenküken

Als ich vor einiger Zeit zum ersten Mal auf dem örtlichen Wochenmarkt bei der Hühnerfrau nach Stubenküken gefragt habe, hieß es: Jaaa, das müsste man bestellen; es sei ja keine Saison und was ich denn damit wolle?

Je nun, seither habe ich halt keine Stubenküken mehr gegessen; der Rungis-Express liefert nur ungern hierher. Außerdem wär das ja auch nicht regional und deshalb bäh.

Heute jetzt war ich auf der Pirsch nach einem Suppenhuhn. Und da sagt die Hühnerfrau plötzlich zu mir: “Außerdem hab ich hier noch Stubenküken.” Ich hab nicht geantwortet, weil es mir manchmal einfach die Sprache verschlägt. Also hab ich nur mit offenem Mund auf die kleinen Henderln gestarrt, während sie fortfuhr: “Ich probier das jetzt mal. Weil, es kommen immer mehr ältere Menschen und fragen, ob sie nicht ein halbes Hähnchen haben könnten, ein ganzes sei einfach zu viel.” (Ältere Menschen haben hier in der Heide oft noch keinen Blog-Anschluss, sonst wüssten sie natürlich, dass man Hühner IMMER und ausschließlich als GANZE Hühner kauft.)

Halleluja! Ich wusste schon immer, dass es Vorteile haben muss, wenn die Deutschen aussterben! Leute, werdet frohgemut älter, und wenn ihr es schon seid, dann freut euch, denn die Natur lässt euch nicht im Stich! Auch auf dem Wochenmarkt gibt es den Seniorenteller! Und damit nicht genug: Nicht nur, dass die Menge ideal für den Ein- oder Zwei-Personen-Haushalt geeignet ist. Ihr müsst euch auch nicht im hohen Alter mit kiloschweren Tiefkühl-Broilern abschleppen – lasst euch eine Tüte geben, hängt das Tierchen bequem an den Rollator und tappert langsam und freudestrahlend wieder nach Hause! Auch eure dritten Zähne werden sich freuen, wenn sie sich nicht stundenlang mit einer trockenen Hühnerbrust abplagen müssen.

Alt werden kann so schön sein! Und wenn die Bevölkerungspyramide kippt und die Pensionsfonds zusammenbrechen: Lasst uns den Untergang mit Würde tragen, und zwar mit

Gefülltes Stubenhenderl

Zunächst 80 g Butter in kleine Würfel schneiden und ins Gefriergerät legen. 3 Stubenküken (für 6 Personen) innen und außen kalt abspülen und trockentupfen.
Für die Füllung 200 g Geflügelleber putzen, von den Sehnen befreien, kalt abspülen, trockentupfen und würfeln. 1 Zwiebel und 1 Knoblauchzehe schälen und fein würfeln. 2 EL Öl in einer Pfanne erhitzen; Leber, Zwiebel und Knoblauch zusammen mit 1 TL Rosmarin (gehackt) unter Wenden kurz und scharf anbraten. In eine Schüssel geben und etwas abkühlen lassen. 220 g Weißbrot (vom Vortag) in 1 cm große Würfel schneiden, zur Leber geben und mit 2 Eiern gut mischen. 100 ml Milch leicht erhitzen, zugießen, untermischen und mit Salz, Pfeffer und Muskat würzen, Zum Schluss noch 1 EL Petersilie (gehackt) unterheben.
Die Stubenküken mit der Masse füllen; die Öffnung mit einem Holzstäbchen zustecken. Die Küken von außen mit Salz und Pfeffer würzen. Die Keulen mit Küchengarn zusammenbinden.
2-3 EL Öl in einer großen Pfanne erhitzen und die Küken rund herum bei mittlerer Hitze etwa 10 Minuten braten. Dann mit der Brustseite nach oben in eine Form legen und im vorgeheizten Backofen bei 200 Grad auf der untersten Einschubleiste 45-50 Minuten braten.
Fertige Stubenküken im ausgeschalteten Ofen warmhalten. Den Bratensud durch ein Sieb gießen, etwas entfetten und mit 200 ml Geflügelfond und 3 cl Madeira auf die Hälfte reduzieren. Die gekühlten Butterstückchen in die Sauce geben und unter Schwenken schmelzen lassen, bis die Sauce leicht gebunden ist.

Ich bin ja so leicht glücklich zu machen.