Ich weiß nicht, wie lange ich jetzt schon in dieser Küche koche. Auf jeden Fall gibt es darin schon immer einen Backofen, der zwar mit der Temperatur etwas auf Kriegsfuß steht, aber meistens so warm wird, dass der Braten durch ist und nur selten so warm wird, dass der Kuchen verbrennt. Man könnte fast sagen, dass wir Freunde geworden sind, in all der Zeit. Zumindest haben wir uns aneinander gewöhnt.
Und dann gibt es da noch (auch schon immer) einen zweiten Backofen, den ich auch nicht mehr missen möchte – man glaubt gar nicht, wie oft ich mir einbilde, zum Beispiel einen Schmorbraten mit einem Ofenschlupfer zum Dessert kombinieren zu müssen. Dann nehme ich halt den zweiten Backofen; aber richtig angefreundet haben wir uns eigentlich nie. Weil er keine richtigen Schalter hat, sondern ein LCD-Display und eine – ja man könnte fast sagen – mausgesteuerte Bedienung. Damit könnte ich zum Beispiel einstellen: „Panierte Tintenfischringe, gefroren, 0,40 kg“. Ich kann nicht sagen, was passiert, wenn man dann OK drückt. Ich hatte noch nie die entsprechende Menge gefrorener Tintenfischringe (paniert) parat. Irgendwann mal werde ich welche besorgen.
Jetzt habe ich ein paar seltsam beschriftete Knöpfe entdeckt: 90, 180, 360, 600, 900. Frau T. meint, das sei die integrierte Mikrowelle und sehr praktisch zum Auftauen, Aufwärmen und z.B. Schokolade-Schmelzen. Außerdem käme das natürlich zum Einsatz bei den beliebten tiefgefrorenen Mikrowellen-Gerichten aus dem Supermarkt. Geil! Ich hab eine Mikrowelle!
Und jetzt? Milch erhitzen kann ich auch auf dem Induktionsherd. Die Notwendigkeit gefrorene Hühner aufzutauen hat sich mir auch noch nie so richtig erschlossen. Was also, nun?
Außer einer Küche mit geheimnisvollen Maschinen haben wir ja auch noch ein Regal mit Kochbüchen und: Volltreffer! Ganz links hinten: Das Große Buch der Mikrowelle. Ist zwar ein bescheuerter Titel, wenn man es genau nimmt, fast so wie wenn ein Ozeanologe das kleine Tsunami-Buch herausbringen würde, aber sei’s drum. Auf jeden Fall gibt es dort: Lachsfilet auf Porree und Sauce Hollandaise – alles in der Mikrowelle. Und da ich gerade der Fischfrau eine Lachsforelle abgeschwatzt hatte, auf ans Werk:
- 600 g Porree putzen, waschen und in feine Ringe schneiden. 30 g Butter in einer flachen Form bei 600 Watt in 1 ½ Minuten zerlassen.
- Den Porree einrühren, mit Mikrowellenfolie abdecken und bei 600 Watt 3 Minuten garen, mit Salz und Pfeffer würzen.
- 800 Scheiben Lachsfilet (ca. 600 g) mit Salz würzen, auf den Porree legen und mit 1 EL Noilly Prat beträufeln. Mit Folie abgedeckt bei 600 Watt 3 Minuten garen, zugedeckt beiseite stellen.
- 2 Eigelb mit 2 EL Noilly Prat, 1 EL Zitronensaft, 3 EL Fischfond und etwas Salz verrühren. Bei 600 Watt 2mal je 30 Sekunden erhitzen. Zwischendurch, und vor allem hinterher, mit dem Schneebesen gründlich verschlagen.
- 70 g Butter im Messbecher bei 600 Watt in 1 ½ Minuten zerlassen und nach und nach in die Eigelbmasse einschlagen. Abschmecken, mit gehackter Petersilie bestreut zum Lachsfilet und dem Porree servieren. Dazu passen Petersilienkartoffeln (die ich wohl auf dem Herd zubereiten soll?)
Tja, der Fisch war fast ein wenig zu durch, der Lauch noch knackig und die Sauce besser als die aus dem Packerl. Soll ich jetzt lernen, die Mikrowelle zu bedienen?