Die Küchenschere

In unserer kleinen Reihe „Haushaltsgeräte – Anschaffung, Abnutzung, Abfallbeseitigung“ wollen wir uns heute mal um die Küchenschere kümmern:

Sie geht (wie auf der Abbildung deutlich zu erkennen ist) immer mehr auseinander. Es scheint derselbe Mechanismus zu sein wie bei der sozialen Schere: die Reichen werden immer reicher, die Armen immer ärmer. Jetzt, da im November die französischen Rating-Agenturen Michelin und Gault Millau ihre Füllhörner mit Sternen und Punkten über dem Land ausgeschüttet haben, wird es ganz deutlich: die Guten kochen immer besser und, tja, die Schlechten immer schlechter.

Das ist unsäglich traurig. Es ist also schon so weit, dass man für ein Speckbrot nach Rottach-Egern fahren müsste. Dass das von hier aus nicht gerade um die Ecke ist, macht die Sache nicht besser. Hier gibt es dafür eine neue Subway-Filiale. Das ist nicht fair.

Der neuerdings 3-besternte Kevin Fehling begeistert mit „Eisbein mit Petersilie und Sauerkraut“. Hier gibt es Grünkohl mit Pinkel. Nichts gegen Grünkohl, aber Pinkel ist nicht fair.

Die Küchenschere geht immer weiter auseinander. Ist ja aber auch kein Wunder, wenn die Guten im Gerichte-Repertoire der Mittelklasse wildern! Speckbrot und Eisbein, das waren doch mal unsere Gerichte, Sapperlot! Was bleibt den armen Provinz-Gastronomen denn da anderes übrig als Gummi- Bohnen im obligaten schwabbeligen Speckmantel? Irgendwie müssen die sich ja abgrenzen. Fast empfände ich ein wenig Mitleid – wenn das Essen halt nicht so grottenschlecht wäre.

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Dieser Post ist meinem Deutschlehrer gewidmet. Friede seiner Asche, aber das Verdikt „Thema verfehlt“ verhindert häufig tiefgreifende Erkenntnisse in die soziale Verfasstheit der Welt!