Die in der einschlägigen Literatur hier und da geäußerte Vermutung eines antagonistischen Verhältnisses von Qualität und Quantität halte ich mittlerweile für ein Gerücht, wenn nicht gar für eine hundsgemeine Verschwörung: Warum, bitte, sollte viel (Quantität) von was Gutem (Qualität) schlecht sein? So etwas kann sich nur jemand ausdenken, der das gemeine Volk (also mich) von den Töpfen fernhalten und mit Gemüseresten abspeisen will! Aber ich will das jetzt nicht zu einer Tirade ausarten lassen…
Es ist nämlich ganz anders. Nicht etwa, dass sich Qualität und Quantität gegenseitig ausschließen würden, sondern: Wenn die Quantität nicht stimmt, hapert es meist auch mit der Qualität. Und mit Quantität meine ich jetzt die Mengenangaben in Rezepten.
Nachdem von berufener Seite den beiden hauptsächlichen Stolperfallen, der Prise und der Messerspitze, kürzlich durch konsequente Verwendung des metrischen Systems der Garaus gemacht wurde, möchte ich heute auf eine andere potentielle Gefahrenquelle aufmerksam machen: Das Stück.
Ich hab da mal ein Bild gemacht:
Das sind:
- 1 Zwiebel
- 1 Knoblauchzehe
Ich behaupte jetzt einfach mal, ohne es empirisch überprüft zu haben, dass ein Vorrat wie der abgebildete in der Kombination mit einem Rezept
- 1 Zwiebel
- 3 Knoblauchzehen
zu enttäuschten Gesichtern bei den Essensgästen führen würde, wenn nicht gar zu ekel-verzerrten Fratzen. Womit in der Folge auch das Wohlbefinden des Gastgebers schwinden würde und ein weiterer netter Abend, von denen das meist zu kurze, zu harte und zu entbehrungsreiche Dasein ohnehin zu wenige bietet, missglückt.
Ich rufe deshalb alle Kochbuch-Verlage hiermit auf, noch konsequenter als kürzlich vorgeschlagen auf exakte Mengenangeben zu achten, und wo immer möglich ganz auf das metrische System zu vertrauen. Wobei ich diese Bitte im Namen der geschundenen arbeitenden Bevölkerung auch allen Food-Bloggern ans Herz legen will.
__________________________
Anmerkung: Mein Beratervertrag mit einem Hersteller von Präzisions-Küchenwaagen steht in keinerlei Zusammenhang mit der hier geäußerten Bitte.
du gehst da ganz konform mit dem von mir sehr geschätzten Julian Barnes, der in seinem Buch „Fein gehackt und grob gewürfelt – der Pedant in der Küche“ anmerkt: „Rezeptverfasser kennen nur drei Kategorien von Zwiebeln, nämlich klein, mittel und groß, während in Ihrer Einkaufstasche Zwiebeln von der Größe einer Schalotte bis zu der eines Curlingsteines liegen. Daher führt eine Anweisung wie: man nehme zwei mittlere Zwiebeln zu ausgiebigem pedantischem Wühlen im Zwiebelkorb, um eine zu finden, auf die diese Bezeichnung passt…“
Danke für den Buchtipp. Ich irre ohnehin gerade etwas orientierungslos durch Buchhandlungen. Ja Buchhandlungen! Nicht Amazon und so was …
Buchhandlungen sind für mich noch viel gefährlicher als Feinkostläden – was zur Folge hat, dass ich die Wohnräume mit Billy-Regalen zupflastere, um irgendwie alles unterzubringen – wir kochen, leben und schlafen gewissermaßen in einer Bibliothek 🙂 …
Wenn ich mal groß bin, mache ich ohnehin einen Feinkostladen mit Cafe und Buchhandlung auf, also alles , was ohnehin kein Geld einbringt …
aber bitte nicht zu nahe an meinem, den ich eröffne, wenn ich endlich den Lottosechser habe!