Schmandkuchen

Nachdem die Fleischesser endlich in ihre Schranken gewiesen sind und langsam einsehen mussten, dass Tiere ja auch nur Menschen sind, die man nicht mit Gabeln pieksen sollte, wird es langsam Zeit die nächste Stufe zu zünden und unsere Aufmerksamkeit den Rechten und dem Seelenleben der Pflanzen zu widmen. Und dazu kann ich ein wenig beitragen.

Laut meinen aktuellen Untersuchungen gehört die Stachelbeere mit zu den intelligentesten Lebewesen auf diesem Planeten. Ich würde sogar so weit gehen, sie etwas höher einzustufen als die Delfine. Während allerdings beide Gattungen bei jedem Intelligenztest zu glänzen wissen und so manches Exemplar der Gattung Mensch in den Schatten stellen, gibt es einen sehr bedeutsamen Unterschied.

Delfine sind als sehr freundliche und zuvorkommende Wesen bekannt („Und danke für den Fisch!“). Stachelbeeren allerdings ist eine perfide Hinterhältigkeit zu eigen, die sie in Kombination mit ihrer unbestreitbaren Intelligenz zu einem ernst zu nehmenden Gegner macht. Ich würde zum Beispiel von einem gemeinsamen Bad abraten, obwohl ich selbst noch keine dementsprechenden negativen Erfahrungen gemacht habe. In jedem Falle aber ist zu äußerster Vorsicht zu raten.

Man könnte ja denken, der Name „Stachelbeere“ sei ein Handicap für die armen Pflänzchen, weil er auch dem unbedarftesten Fressfeind laut ein „Halt! Vorsicht!“ entgegenruft und der somit nicht gutgläubig und unvorbereitet ins Verderben rennen könne. Aber weit gefehlt! Die Stachelbeere ist sicher nicht glücklich über ihren Namen und weiß genauso wenig wie wir, wer ihr den zugewiesen hat, hat aber in betrügerischer Absicht diesen offensichtlichen und offensichtlich ungerechten Nachteil in seine Überlebensstrategie eingebaut:

Sie antizipiert nämlich dieses Zurückschrecken des Angreifers, täuscht dann aber – durch zwischenzeitliches Unsichtbarmachen der Stacheln – einen Fehlalarm vor, welches den Angreifer „Aha: Mimikry!“ denken und sofort wieder mutiger werden lässt. Diesen Übermut wiederum und die damit verbundene Sorglosigkeit nutzt die Pflanze geschickt, um eben in diesem Moment die Stacheln wieder auszufahren und erbarmungslos zuzustechen.

Diese Taktik ist so perfide und gemein, dass die Stachelbeere als eine der wenigen Gattungen die Genfer Konvention bislang aus gutem Grund nicht zu unterzeichnen bereit war. Liebhaber von süßem Teig und sauren Früchten (siehe das Rezept unten) sind deshalb an dieser Stelle aufgerufen, irgendeine Aktion oder wie auch immer das heißt in Facebook oder Twitter oder was auch immer gerade en vogue ist, zu starten: wer den arabischen Frühling auslösen und den Banken und der NSA die Stirn bieten kann, dem wird doch auch etwas zur Stachelbeere einfallen! Damit ich nicht falsch verstanden werde: Ich möchte nicht die Rechte von irgendwelchen Pflanzen schmäleren und ich bin ein entschiedener Anhänger der Initiative „Streicht das Wort Unkraut aus dem Duden!“. Wir müssen selbstverständlich aus unserer anthropozentrischen Sicht endlich rauskommen und wir sollten auch in unserer Sprache jegliche Verunglimpfung meiden. Dass das geht, haben wir ja schon beim Umgang mit Frauen bewiesen. Aber ich glaube, wir sollten dann auch ein wenig Fairness von der anderen Seite einfordern dürfen.

Eventuell tue ich der Stachelbeere allerdings auch Unrecht. Die Forschungen stehen noch ganz am Anfang. So ist zum Beispiel noch nicht abschließend geklärt, warum die Stachelbeere sowas tut. Manche Forscherkollegen glauben nicht an meine Theorie von der puren Perfidie und faseln etwas von Fortpflanzungsstrategien. Aber: wenn eine Stachelbeere verlockend an einem scheinbar dornenfreien Zweig hängt und „Vernasch mich!“ säuselt, dann mag ihr Ziel womöglich sein, dass ich da des Weges komme, zugreife, die Samen auf dem Weg durch meine Verdauungsorgane mit wertvollen Spurenelementen anreichere und sie dann anderenorts wieder ausscheide. Gut und schön. Aber erstens: müsste sie bei ihrer Intelligenz nicht wissen, dass ich mich nur selten im Garten entleere? Und zweitens: warum piekst sie mich? Ungelöste Fragen, aber auch die Fortpflanzungspraktiken des Menschen erschließen sich ja dem naiven Beobachter nicht immer ohne weiteres.

Schmandkuchen (für saures Obst, z.B. Rhabarber, Stachelbeeren, Johannisbeeren, Sauerkirschen, Pflaumen)

Schmandkuchen

125 ml Milch mit 125 g Butter erwärmen, bis die die Butter geschmolzen ist. 300 g Zucker mit dem Schneebesen unterrühren, bis er sich aufgelöst hat. Dann nach und nach 3 große Eier unterrühren. 280 g Mehl mit 1 Pck. Backpulver mischen, in die Schüssel sieben und solange verrühren, bis keine Klümpchen mehr vorhanden sind. Der Teig sollte die Konsistenz eines Waffelteigs haben.

Ein Backblech mit Folie auslegen, den Teig hineingießen und gleichmäßig verteilen. Das Obst sanft auf den Teig legen (es sinkt beim Backen ein) und bei 175° etwa eine halbe Stunde backen.

Anschließend den Backofen ausschalten, 2 Becher Schmand mit 2 Pck. Vanillezucker verrühren und auf den Kuchen streichen. Im ausgeschalteten Backofen noch 5 bis 10 Minuten weiterbacken.

Anmerkung: Der Kuchen ist nicht für Diabetiker geeignet (meine Schwiegermutter war zu Besuch) und für Menschen die Diät halten wollen (mein Sohn meint offensichtlich, das würde seine Chancen auf dem Heiratsmarkt erhöhen). Ich musste den Kuchen also alleine verdrücken und habe mich mit einem klitzekleinen Blech begnügt und 50 ml Milch und Butter, 100 g Zucker, 1 Ei und 100 g Mehl mit wenig Backpulver verwendet. 150 g Schmand und ½ TL aromatisierter Zucker reichen dann für den Guss.

4 Gedanken zu „Schmandkuchen“

  1. Tja, so gings mir auch lange Zeit. Aber jetzt wohn ich im Norden, ätsch (einen Vorteil muss das ja auch haben).
    Die Antwort ist nicht so einfach. Eigentlich ist Schmand das selbe wie Saure Sahne, nur mit mehr Fett (etwa doppelt so viel) und die Konsistenz ist fester.
    Früher habe ich Saure Sahne wahlweise mit Creme fraiche oder Creme double gemischt. Das Mischverhältnis richtet sich nach deinem Diätplan. Ideal ist aber, einfach Schmand zu nehmen.

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