Ich esse gerne, und gerne auch gut. Ich weiß, dass das ein Luxusproblem ist, denn ein großer Teil der Weltbevölkerung müsste hier sicherlich den Konjunktiv benutzen: Sie würden gerne essen, notfalls auch gut. Aber ich glaube nicht, dass mein Wunsch diesen Teil der Weltbevölkerung groß beeinträchtigen würde, denn ich möchte lediglich, dass der Geschmack nicht überall weg-nivelliert wird.
Ich kann mich an kleine runde Früchte erinnern, die wir Mandarinen nannten. Ganz schwer zu schälen, mit vielen Kernen, sehr saftig und – vor allem – man konnte sie nicht (zum Beispiel in der Schule) unbemerkt essen, weil schon beim ersten Anpieksen der Schale ein intensiver, durchdringender Geruch nach Mandarine entströmte, der leicht ein ganzes Gebäude füllen konnte.
Heute gibt es Clementinen, die manchmal auch Mandarinen heißen, die eines nicht sein dürfen: schwer zu schälen, das mag der Verbraucher nämlich nicht. Und Kerne, nein Kerne müsste man ja ausspucken oder rauspulen, nö, das ist auch nicht schön. Leider sind alle Zitrusfrüchte, wie Orangen, Mandarinen, Pomeranzen und wie sie alle heißen leicht untereinander kreuzbar. Viel leichter als zum Beispiel Tomaten – und was mit dem Geschmack von Tomaten passiert ist, wissen wir ja. Also kreuzen wir munter drauf los, damit der Verbraucher bekommt, was er (vermeintlich) will, geht ja ganz einfach. Wie, der Geschmack ist auch weg? Schade.
[Die Mandarinen, die ich bei Crowdfarming bestellt habe, sind noch nicht ganz nivelliert, und die Marmelade ist sehr gut geworden.]
Küchentagebuch, Montag 15. März 2021
- Spaghetti mit Tomatensauce (Pizzasauce reloaded)
- Gemischter Salat (bzw. insalata mista)
- Mousse au chocolat mit Mandarinen