Juval Harari behauptet in seinem Buch »21 Lektionen für das 21. Jahrhundert« – leider ohne Quellen-Angabe – dass »zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit weniger Menschen … an Hunger als an Fettsucht« sterben. Da hüpft das sozialistische Herz ein wenig, aber der Realist möchte gern die Zahlen oder Kurven sehen. Es könnte ja sein, dass der Hunger in der Welt abgenommen hat, das wär toll. Oder dass die reichen Fettwanste sich an ihren schwer beladenen Tafeln zu Tode mästen – das wär auch toll. Nur gibt es halt nach wie vor nicht so viele Superreiche, dass ein paar Fettlebern es mit den hungernden Milliarden statistisch ernsthaft aufnehmen könnten. Es kann also nur so sein, dass das westliche Lumpenproletariat nicht an überladenen Tafeln mit Kartoffelknödeln, fetter Sauce, Kapaunen und gebratenen Wildschweinen stirbt, sondern an gesüßtem Industriemüll und Schlachtabfällen. Dann wäre menschheitsgeschichtlich nicht allzu viel gewonnen. Aber man sollte das vielleicht besser nach dem Abendessen diskutieren.
Küchentagebuch, Samstag 10. Juli 2021
- Spaghettini mit gebratenen Zucchini-Streifen und roher Tomaten-Sauce (von stuttgartcooking)
- Flan (ohne Erdbeeren)