Ich komme gerade vom zweiten Pieks. Jetzt folgen die bangen Stunden des Wartens: werde ich sterben? wird meine Haut aufplatzen und ein grinsender Bill Gates herausspringen? Ich habe mich viel zu wenig auf den einschlägigen Kanälen informiert, was noch alles passieren könnte: werden die Zehennägel schneller wachsen? die (wenigen) Haare ausfallen? Ich sitze jetzt einfach hier wie ein Opferlamm und warte ab. Das hat aber den Nachteil, dass sich ein paar Gedanken nicht vermeiden lassen. Ich habe, denke ich, mehr Angst vor Impfverweigerern als vor Corona oder Klimawandel-Katastrophen. Der bayrische Wirtschaftsminister Opfelsoft Aiwanger hat sich nicht impfen lassen und wird sich vorläufig auch nicht impfen lassen. Seine Verteidiger sagen nun, dass der Herr Söder das ausgeplaudert habe und Opfelsoft Aiwanger das nie von sich aus öffentlich gemacht hätte. Nein! Wenn der Herr Wirtschaftsminister z.B. fordern würde, dass die Einkommensklassen über – sagen wir 500k – von allen Steuern befreit werden sollen, dann könnte man dagegen sein. Wenn er aber der Ansicht ist, dass die Erde eine Scheibe ist, oder die Welt in 7 Tagen erschaffen wurde, dann ist es egal, ob er das sagt oder der Herr Söder ausplaudert, es stimmt nicht! Tatsachen, Fakten, wissenschaftliche Erkenntnisse! Ich bin ein wenig deprimiert, weil ich immer dachte, die Aufklärung hätte gewonnen und daraus hatte ich die Zuversicht gewonnen, dass alles gut wird. Bislang. Die gefüllten Zucchini sind im Ofen und riechen verführerisch, vielleicht wird doch alles gut.
Küchentagebuch, Freitag 30. Juli 2021
- Gefüllte Zucchini mit Pinienkern-Salsa (Ottolenghi, Simple, S. 73, bei schoenertagnoch)
- Gebackene Kartoffel – Wedges
- Tomatenketchup (nach Herrn Schuhbeck’s Hausmannskost, puristisch ohne Ananassaft, hier als PDF)
- Ein Rest Milchreis (ohne Heidelbeeren)
Ich mag ja gerne Schenkelklopfer! Deshalb war ich heute in der Innenstadt, bin in den angesagtesten Gewürzladen rein, die Taschen voller Geld, mit den Worten:
„Guten Tag, mein Name ist Ottolenghi. Yotam Ottolenghi, und ich brauche Gewürze…“
Der Schenkelklopfer war mir gewiss.
Nur jetzt lese ich dieses Rezept und frage mich, was denn jetzt mit meinem erstandenen Rosenharissa, urfa biber, schwarzem Knoblauch und Zaatar anfange. (Sumach, Tahin und eingelegte Zitronen waren glücklicherweise noch vorrätig, auf Berberitzen wollte ich erstmal verzichten)
Vielleicht zu „simple“? Ach…
Der Schenkelklopfer ist natürlich auch gut. Ich weiß nicht, wie viele Gewürzhändler sich an Leuten wie uns schon eine goldene Nase verdient haben. Ottolenghi macht sich selbst darüber lustig und zitiert einen Tweet: „ich koche gerade Ottolenghi – muss nur noch schnell zur Tanke, um schwarzen Knoblauch zu kaufen.“
Ohne Berberitzen kannst du natürlich keine „Tomaten-Orangen-Salsa mit Berberitzen“ machen, die er zu Forelle serviert und die mur, um ehrlich zu sein, überhaupt nicht in Gedächtnis geblieben ist.
Dafür kannst du demnächst „Rosenkohl mit brauner Butter und schwarzem Knoblauch“ machen!