KW 27-22

Morgens gehe ich – bei schönem Wetter – gerne mit einer Tasse Kaffee durch den Garten um z. B. bei den Zucchini-Pflanzen zu schauen, ob ich mal wieder ein Riesen-Drumm übersehen habe. Dafür ist es noch ein bisschen zu früh, aber Übung macht den Meister! Und ja: die Bohnen sind tatsächlich wieder ein paar Millimeter gewachsen, es geht aufwärts. Drei kleine Tomaten sind schon richtig rot. Ich bin nicht sehr gut im Fach Landwirtschaft, aber ich denke, es ist so: kleinere Tomaten haben weniger Oberfläche als beispielsweise ein Ochsenherz, brauchen deshalb weniger Farbe, leiden dementsprechend weniger unter den Lieferschwierigkeiten (rote Farbe kommt ganz sicher aus der Ukraine) und sind somit früher reif. Werden aber halt auch früher gegessen, das ham se jetz davon. Und als ich so gedankenschwer am Rosenkohl entlang flaniere flattert plötzlich ein Kohlweißling auf. Als ich ihn hektisch verscheuchte, flatterte er ruhig weiter, um sich gemächlich auf dem Grünkohl niederzulassen! Ich befürchte deshalb, dass Verscheuchen keine Lösung sein wird. Aus einer Sendung in der ARTE-Mediathek weiß ich aber auch, dass ich über Pestizide gar nicht erst nachdenken sollte. Die Rettung, so sagt es eine andere Sendung aus der ARTE-Mediathek, ist die biologische Schädlingsbekämpfung. Aber wer in Teufels Namen frisst gerne Kohlweißlinge? Und kann ich die bei Amazon bestellen? Überleben die den Transport? Frau T. meint, ich solle doch einfach mal versuchen, selber nützlich zu sein und als aufmerksamer Nützling alle Schädlinge einzusammeln – jeden Morgen. Ich bin mir jetzt gar nicht mehr sicher, ob ich überhaupt Kohl mag.

Ich weiß nicht, was mir durch den Kopf ging, als ich bei der Kaltmamsell gelesen habe, dass sie ein Polentakrüstchen im Topf (brotbackliebeundmehr) gebacken hat oder backen will. Auf jeden Fall musste ich – wie ferngesteuert – Polentabrei kochen, mit allen Zutaten mischen und im Kühlschrank lagern., damit es am Montag zum selbst eingelegten Badischen Ripple auch ein selbst gebackenes Brot und ein selbst eingeschenktes Bier geben konnte – fein (wenn ich auch besser zwei kleine Brote gebacken hätte). Außerdem habe ich abends in der DB-App endlich ein 9-Euro-Ticket gekauft und den Plan ausbaldowert, mit diesem Ticket (und genügend Zeit, aber das ist ein anderes Thema) sämtliche halbwegs von hier aus erreichbaren Wochenmärkte aufzusuchen. Am Dienstag war zur Einstimmung schon mal der Ise-Markt in Hamburg dran. Meine Fresse, jetzt bin ich gerade mal 10 Jahre hier in der Provinz und schon bin ich von so einem Angebot überfordert: französische, syrische, italienische, türkische und portugiesische Spezialitäten, aufgefüllt mit jeder Menge Bio-Bauern, regionalen Anbietern und etwa tausend verlockende Imbissstände! Und dazwischen ich, der Bub vom Land! Ich hab deshalb auch nichts gekauft (außer einer Gemüsebürste, Wildschweinrücken aus dem alten Land und zwei Sorten Käse, die der Opa des Verkäufers “erfunden” und der Papa produziert hat. Beide – also die Männer, nicht die Käse – sind nicht mehr und er hat wohl nur die Zunge, nicht aber die Fähigkeiten geerbt und macht jetzt den Verkäufer. So gut, dass ich einen Brie mit Kümmel gekauft habe. obwohl ich Kümmel im Käse hasse wie die Pest! Und er hat überhaupt nicht verstanden, dass der Name des anderen Brie (s.u.) auf mich eher abschreckend wirkt; er fands wohl lustig. Und gegessen habe ich natürlich reichlich: zuvorderst ein Matjesbrötchen, dann frische Feigen und mit Walnuss gefüllte getrocknet Feigen und Aprikosen und französische petits-fours und zwei verschiedene patas (also portugiesische Pasteis de Nata) an zwei verschiedenen Ständen und beide ganz verschieden ganz großartig. Also gabs dann abends nichts vom Isemarkt, sondern, wie geplant, Pasta mit Tomatensauce und einem großen gemischten Salat.

Am Mittwoch wäre Markt in Uelzen, Lüneburg, Celle oder Soltau gewesen. Es lag nicht am 9-Euro-Ticket, dass ich nirgends war, sondern am Wetter, aber das Wildschwein mit Orangensauce und Kartoffelpüree mit Orangengeschmack (beides weitgehend so wie bei mankannsessen.de) samt gebratenem Blumenkohl lies nichts zu wünschen übrig. Auch für den Leberknödel in Fleischbrühe am Donnerstag war kein Bahn-Ticket nötig.

Am Freitag hätte ich ja wieder das 9-Euro-Ticket für einen Marktbesuch nutzen können. Der Isemarkt in Hamburg findet auch freitags statt; ich weiß aber nicht, ob ich mir diese Strapaze (Bauarbeiten, verpasste Anschlüsse, kaputte Züge, überfüllte Waggons und Bahnsteige) noch einmal zumuten will. Manchmal fahre ich freitags auch auf den — für ein relativ kleines Nest – erstaunlich gut ausgestatteten Markt in Hermannsburg. Nur: mit dem Auto sind das 20 Minuten, mit der Bahn aber 1 1/2 h; dreimal umsteigen (s.o.) und ob es überhaupt eine Rückfahrt gibt, ist noch nicht geklärt. Für das Ottolenghi-Gericht Möhren mit Mangold, Kichererbsen und Joghurt (Simple, aber auch z.B. auch schokoladenpfeffer ) ist aber alles im Haus oder im Garten, weil kaum Zutaten nötig sind. Am Samstag kam wieder das 9-Euro-Ticket zum Einsatz – auf zum überraschend großen und gut ausgestatteten Markt in Uelzen. Gekauft habe ich fast nichts: Erdbeeren, Hühnerbeine, Eier, Ziegenkäse, Karotten, Saubohnen, Knoblauch, Gewürze und – für den langen Heimweg noch ein ausgezeichnetes Matjes-Brötchen. Abends dann die erste Wassermelone (z.B. ziiikocht) und eine Möhren-Tajine (tinatausendschoen). Und am Sonntag Hühnerbeine, Ofenkartoffeln (man muss ja heutzutage Strom sparen) und Saubohnen mit Bacon und Minze.

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