So. Es ist, glaube ich, mal an der Zeit, dass ich mich oute. [Empfindliche Gemüter sollten diesen Absatz besser überspringen, denn es wird eklig, schmierig und ja: auch derb.] Ich bin leider weder queer, trans* oder inter* (nicht einmal weibl*) noch Indianer. All diese Gruppen haben inzwischen eine immer größer werdende Lobby, immer mehr Fürsprecher. Das finde ich gut und schon lange an der Zeit. Aber ein bisschen neidisch bin ich schon auf den Zuspruch, den diese Gruppe (und alle anderen, die ich hier nicht erwähnt habe) erhalten. Ich scheine einer Randgruppe anzugehören, die im Wesentlichen nur aus mir besteht, was nichts an der Ungerechtigkeit ändert, dass ich ausgestoßen und sozial ausgegrenzt werde. Um ich es kurz zu machen: Ich esse für mein Leben gerne die schwabbelige, schleimige Haut von gekochtem Huhn! So, Jetzt ist es raus. Früher, als es noch weniger Verständnis für Außenseiter wie mich gab als heute, habe ich manchmal in kleinem Kreis davon erzählt und feststellen müssen, dass Gesichter sich gelblich-grün verfärbten, ihre Besitzer schnell Richtung Balkon rannten oder sich direkt vor mir auf den Teppich erbrachen. Dann habe ich aus Scham und Angst jahrelang geschwiegen. Vielleicht wäre es besser, weiter zu schweigen. Ich kann doch aber nichts dafür! Es ist ja soo köstlich!
Montags begannen wir die Woche mit einem Klassiker, den es schon „ewig“ nicht mehr gab: Rote-Linsensuppe mit Curry, Tomaten und Kokosmilch (z.B. hier). Und weiter mit Klassikern, die es schon „ewig“ nicht mehr gab; am Dienstag Fischkroketten mit Tomaten-Mayonnaise.
Direkt vor der Küchentür wächst das Basilikum und hat mich den ganzen Sommer erfreut. Jetzt habe ich aber den Eindruck, dass es glaubt, seine Zeit sei vorbei. Und da ich ein Anhänger des selbst-bestimmten Sterbens bin, gabs am Donnerstag Pasta mit Basilikum-Pesto (wie seit geraumer Zeit nach Roberts Rezept). Und immer, wenn in München das Oktoberfest naht, stehen hier in den Supermärkten Truhen prall gefüllt mit bayrischen Köstlichkeiten; Leberkäse, Weißwürste, gebratene Ente, alles nett in Plastik verpackt und ordentlich verschweißt. Manchmal aber auch – an der Fleischtheke – wahlweise gepökelte oder ungepökelte Schweinehaxen. Gute Gelegenheit, am Mittwoch mal wieder eine Haxe im Ofen zu braten und mit gebrühtem Krautsalat und Brezen zu servieren (wahlweise auch frisch gebackene Vinschgerl, aber Brezen passen einfach besser).
Nach den Unmengen an furchtbar leckerer, furchtbar fetter, furchtbar knuspriger Haxen-Kruste gestern war am Freitag Tofu und Gemüse angesagt (beides irgendwie „übrig“), in Reispapier eingewickelt und sowohl als Wrap und auch als angebratene Dumplings serviert, zusammen mit Erdnuss-Sauce, Gurkensalat und Reis. Wenn man – wie wir am Samstag – Kartoffeln, Bohnen und Pesto rumliegen hat, dann macht alle Welt daraus Ligurische Pasta (komischerweise ohne richtigen blogbustertauglichen Namen). Ich bin im Moment so drauf, dass ich das, was alle Welt macht, auf keinen Fall mache. Man könnte wie Stephan Hentschel im SZ-Kochquartett was Edles daraus basteln – wenn man Lust auf Edles hätte. Oder sich einfach an Steph’s Anweisungen im Kuriositätenladen entlanghangeln und eine Salsiccia dazu braten – klappt! Und wenn irgendwer dazu auserkoren ist, einen Hype total zu verpassen und zehn Jahre später wuchtig aufzuspringen, dann bin das ich, aber ich scheine da nicht allein zu sein; so ein richtiger Blog-Buster ist es wohl nicht geworden. Am Sonntag also (nach langen 72 Stunden Teigreife) meine erste Pinsa, erst mal natur mit Tomate und Mozzarella, es kommt ja auf den Teig an, wenn ich das richtig verstanden habe. Ich habe mich weitgehend an Roberts Rezept in lamiacucina gehalten, nur mit ein bisschen weniger Hefe und 50g Lievito Madre gearbeitet.