Eigentlich ist es blöd geregelt. Wenn ein Mensch, also zum Beispiel ich, der gerne Mirabellen isst, vor einem Mirabellenbaum steht, der nur ganz wenige Mirabellen trägt (Stichwort Klimawandel, Stichwort Trockenheit, Stichwort WasWeißIch) und nur ganz kurze Arme hat und damit die drei noch verbleibenden Mirabellen auf keinen Fall nicht erreichen kann, dann ist das von der Evolution zumindest nicht ganz durchdacht. Man hätte der Gattung Sapiens ja zum Beispiel Teleskop-Arme wachsen lassen können, die ein Mensch in so einem Fall ausfahren und alle verbleibenden Mirabellen ernten könnte. Man hätte auch das Wachstum der Mirabellenbäume so beschränken können, dass ein Mensch, wenn er sich zum Beispiel auf die Zehenspitzen stellt, alle verbleibenden Mirabellen leicht ernten könnte. Man hätte zum Beispiel auch alles lassen können, wie es ist, und hätte nur diesen blöden Klimawandel weglassen müssen. Dann würden nämlich so viele Mirabellen wachsen, dass es ich lohnt, eine Leiter zu holen.
Jun Boy ist koreanisch/hawaiianisch, wenn man dem magentratzerl.de glauben darf. Das heißt wahrscheinlich nicht „junger Mann“ oder so ähnlich, obwohl das so gut zu mir passen würde. Aber es war dann trotzdem doch das geeignete Auberginen-Rezept für diesen Montag. Der Dienstag ist oft Fischtag, weil da der Fischwagen kommt. Auch dieses Mal, wobei der Fokus allerdings eher auf den Orangen-Rahm-Linsen liegt, diesmal mit Steinbeißer-Filet (ob gestreifter oder gefleckter Seewolf kann ich jetzt nicht mit Sicherheit sagen).
Der Schwabe in mir hat natürlich am Mittwoch (letzter Tag im August) darauf bestanden, aus dem 9-€-Ticket auch noch den letzten Rest auszuzuzzeln, was bedeutet: noch einmal zum versöhnlichen Abschluss – schöner Markt, kein Umsteigen, ich werde für immer von dem Ticket schwärmen – nach Uelzen. Der Plan war, einen Käse zu kaufen und Ausschau nach etwas zu halten, was abends auf dem Teller landen könnte. Ob es jetzt Karma war oder allgemeine Unlust – ich hab ein scheußliches Fischbrötchen gegessen, vergeblich meinen Lieblings-Käsestand gesucht und bin von einem sehr schönen sonnigen Ausflug völlig ohne Beute zurückgekommen. Damit war klar, dass es abends Pasta geben musste. Die Frage war nur: mit Tomatensugo oder mit Salbeibutter. Da aus Gründen keine Entscheidung gefällt werden konnte, gab es Pasta mit Tomatensauce und Salbei. Und am Donnerstag hätte ich beinahe eine Panikattacke erlitten: was, wenn die Sommer-Tomaten-Saison endet, bevor ich die Panzanella-Version von Ottolenghi (Tomaten-Brot-Salat mit Quinoa, Genussvoll vegetarisch S. 128 oder loeffelgenuss.de) probiert hätte? Für seine Verhältnisse ein sehr konventionelles Rezept; vielleicht hatte er Angst vor ernsthaftem Ärger mit seiner italienischen Großmutter. Lediglich eine homöopathische Menge Quinoa hat er sich nicht nehmen lassen. Und weil er meint, das sei „fast schon eine Hauptmahlzeit“ gabs noch einen kleinen Lammlachs mit Kräuterbutter dazu. [Der Karottensalat von magentratzerl.de musste mit aufs Bild, weil ich nochmal darauf aufmerksam machen möchte, dass dieses Rezept eigentlich wegen Suchtgefahr aus dem Verkehr gezogen werden müsste!] Und da ich den ersten Zwetschgenkuchen der Saison dokumentiert habe, sollte ich das wohl auch mit dem letzten der Saison machen,
Schon die ganze Woche über hatte ich Lust auf Schupfnudeln, aber bitte (noch) nicht mit Sauerkraut oder Weißkraut. Ideal für die letzten Bohnen war deshalb am Freitag eine Bohnen-Schupfnudel-Pfanne (mit Speck und Pfifferlingen) bei essen&trinken. Nur die Pilze waren schwer zu kriegen. Wahrscheinlich kamen Pilze in den letzten Jahren aus dem Wald bei Tschernobyl und da reißt gerade die Lieferkette ab. Damit sind auch die Bohnen aufgebraucht und für die letzten Mangoldblätter gab’s am Samstag nochmal Capuns, diesmal im Original mit Spätzlesteig und würziger Wurst (für Schwaben: Brodwurschdspätzle im Mangold-Mantel). Und bei der Jagd nach Pilzen ist mir ein Huhn über den Weg gelaufen: am Sonntag Hühnerfrikassee (wegen der Mehlbutter wie bei Tim Mälzer etwa so oder so, je nachdem wo die Brühe herkommt).