Tobias Sudhoff bereitet Gänseleber gern als Praline in zerstoßenem Erdbeerstaub zu, serviert auf einem Zahnstocher.“ (SZ-Magazin) Vielleicht sollte ich mich mehr der gehobenen Küche zuwenden; das klingt vielversprechend und Zahnstocher hätt ich schon mal. Aber ich wollte ja noch was Nützliches hinterlassen: Wahrscheinlich wissen nur die Germanisten oder Linguisten unter euch, dass müssen ein Modalverb ist. Und vielleicht ist es euch auch völlig egal. Es sei denn ihr habt euch bei dem Merksatz „Wer brauchen ohne zu gebraucht, braucht brauchen gar nicht zu gebrauchen“ schon immer gefragt hat, warum man ohne weiteres „Du brauchst noch Mehl“ sagen kann oder „Du brauchst kein Mehl kaufen“. Kümmert euch nicht? Und überhaupt, was das mit Modalverben zu tun hat? Wenn ihr nur wissen wollt, was ich diese Woche gegessen habe, könnt ihr gleich zum nächsten Absatz springen; ihr braucht hier nicht weiterzulesen. Ich wollte ja nur, dass ihr vielleicht wenigstens am Ende dieses Jahres ein bisschen was lernt, vielleicht braucht ihr das ja: Es gibt im Deutschen einen exklusiven Klub von sechs Modal-Verben: müssen, können, wollen, sollen, dürfen und mögen, die sich von den Voll-Verben u.a. darin abheben, dass sie immer mit einem Infinitiv stehen: ich muss essen, ich will essen, ich darf essen. Auch Vollverben können natürlich mit einem Infinitiv stehen, brauchen dann aber dringend ein zu: er versucht zu essen, ich verspreche zu essen. So, und weil brauchen ein Vollverb ist, braucht es ein zu. Wenn man brauchen allerdings durch müssen ersetzen kann (du brauchst nicht zu kochen = du musst nicht kochen), mogelt es sich ein bisschen in den noblen Kreis der Modalverben und maßt sich auch an, deren Regeln zu benutzen: du musst nicht kochen, oder du brauchst nicht kochen, oder du brauchst nicht zu kochen. Wenn das jetzt zu viel für das gemarterte Altjahres-Hirn war, könnt ihr das im neuen Jahr (nach dem Silvester-Kater) mal bei der syntaxkatze nachlesen, die das viel besser erklärt, oder ihr schaut gleich vorbei, damit ihr es nicht vergesst.
Vor einiger Zeit (Monate? Jahre? Jahrzehnte?) habe ich mal Sellerie-Ravioli gemacht, weil ich mir eingebildet habe, das sei bestimmt ganz toll. Es war dann aber nur ganz toll langweilig – mit Teig umwickeltes Selleriepüree halt. Warum ich also jetzt (am Montag) Sellerie Ravioli (nach lieberlecker) gebastelt habe? Es lag an dem Wort „Röststoffe“; mit denen ist es bestimmt ganz toll. [Ja, ist es.] Mit Salbeibutter, Feldsalat und den letzten Pilzen vom Wochenende. Am Dienstag dann mal wieder „Sticky“ Tofu mit Süß Sauer Sauce (byanjushka.com) mit Reis und Asiatischem Gurkensalat (schoenertagnoch).
Und als am Dienstag die Marktfrau mit den Hühnern mir ihre Hühnerschenkel*) vom Maishuhn so sehr ans Herz legte, dass mir klar war, sie will die auf keinen Fall wieder mit nach Hause nehmen, war ich schon etwas in der Bringschuld, oder eigentlich Mitnehmschuld, da sie sich seit einiger Zeit sehr darum kümmert, dass der Dienstags-Markt nicht verkümmert. Weil aber auf der Nachkochliste noch ein Hähnchen à la Ottolenghi mit Zitrone, Sumach & Za`atar (haseimglueck.de) rumliegt, gabs das halt am Mittwoch mit Kartoffeln und gegrilltem Zucchini. Für die Speckknödel am Donnerstag musste ich tatsächlich Fabrik-Brot zukaufen, weil – außer vielleicht Roggen- – seit geraumer Zeit kein Altbrot mehr übrig geblieben ist. Egal, ich wollte Speckknödel und damit war auch das Schicksal des vor sich hinwelkenden Wirsing besiegelt: Speckknödel mit Rahmwirsing und Meerrettich-Sauce.
*) „ihre“ Hühnerschenkel meint natürlich nicht ihre Hühnerschenkel, sondern die Hühnerschenkel, die sie verkauft
Für Freitag hatte ich eigens einen Riesen-Bund Petersilie gekauft. Eigens wozu? Keine Ahnung mehr. Aber gut, man ist ja vielleicht ein bisschen blöd, aber halt auch flexibel: Penne mit Petersilien-Walnuss-Pesto und Salat. Und als ich am Samstag früh in die Küche kam, schepperte mir Geklapper und Geklirre entgegen. Alle Töpfe und Pfannen hatten sich zu einem Streik verabredet und wollten einen Tag frei oder wenigstens einen Feiertagszuschlag. Auf meinen Hinweis, dass keiner von ihnen getauft sei, keiner an irgendwas glaube, und sie deshalb auch keinen Feiertag verdient hätten, und schon gar nicht an einem ganz normalen Samstag, wurde das Geklapper immer wütender und lauter, und ich musste den Wok herausholen, der erst in ein paar Wochen frei hat (frei haben will): Chinesische Reispfanne mit Gemüse und Ei. Dass mir – anders als meinen Töpfen – Weihnachten am Sonntag recht wenig bedeutet, muss ja nicht heißen, dass ich nicht dasselbe essen kann wie alle anderen, nur halt ohne Gedöns: Entenbrust [einschließlich Portwein-Jus nach ArthursTochterKocht] mit Rotkohl und Kartoffel-Pastinaken-Püree [die Kartoffeln zum ersten Mal nach emmikochteinfach.de in Milch gekocht].