Don’t call it Pizza!

Vor vielen Jahren habe ich mich – damals noch als fast junger Mann – mit einer hübschen, trinkfesten Begleitung auf eine kleine Wein-Tour durchs Elsass gemacht. Ich war gerade in meiner Riesling-Phase und also in meinem Element. Es gab in den Probierstuben so manchen Tropfen, den ich beim besten Willen nicht hätte ausspucken können oder wollen. Wie ich überhaupt das Spucken nie richtig als Kulturleistung akzeptieren konnte und mich bis heute recht schwer damit tue.

Mit ein wenig Verwunderung nahm ich am Rande wahr, dass besagte Begleitung, während ich mich mit den feinsten Rieslingen vollliterte, einem Getränk, das als Gewürztraminer bezeichnet wurde, in nicht unerheblichem und mir völlig unverständlichen Maße zusprach. Verwundert war ich, weil ich natürlich als angehender Wein-Experte bei Gewürz und Wein sofort an Weihnachtsmärkte und also an böse Besäufnisse denken musste. Aber sollte sie doch trinken, was sie wollte. Hauptsache, sie trank und lies mich trinken und wollte nicht dauernd nur nach Hause oder ein Glas Wasser, was mein Wohlbefinden erfahrungsgemäß recht negativ beeinflusst hätte.

Irgendwann wurden wir – es muss an der Elsässer Luft gelegen haben – etwas müde und mussten uns gegenseitig stützen, was bei einer noch jungen Beziehung durchaus auch angenehme Seiten haben kann. Als wir bei unserem Spaziergang dann schon wieder an einem Hinterhof vorbeikamen, wo schon wieder Wein ausgeschenkt wurde, wollte ich schon abwinken, hatte aber noch nicht einmal mit dem Kopfschütteln angefangen, als besagte Begleitung schon an einem der Tische saß und laut vernehmlich folgenden Satz sprach: „Ich will auch so eine französische Pizza!“

Ich lief sofort feuerrot an. Der Elsässer wurde nämlich als Kind immer wieder von der Mutter verstoßen und zur Tante geschickt und wieder andersrum. Kurz: durch diese frühkindlichen Bindungsprobleme hat der Elsässer ein sehr feines Gespür für (vor allem deutsche) Überheblichkeit und will eigentlich auch kein Franzose sein oder sich zumindest nicht von (deutschen) Kulturbanausen vorwerfen lassen, er wüsste nicht wie eine Pizza geht. Deshalb mein roter Kopf.

Also sagte ich schnell und leise: „Du, ich besorg dir eine[, aber halt bitte die Klappe!]“. Was nachträglich gesehen zwar eine gute Deeskalationsstrategie gewesen sein mag, aber sich im Laufe der Zeit doch als großer Fehler herausgestellt hat. Denn wann immer Frau T. seither nicht zur Gänze auf meine Hilfsbereitschaft vertrauen mag, versucht sie immer denselben Trick: sie bringt mich erst mal in eine peinliche Situation – und hat immer Erfolg damit!

flammkuchen

Elsässer Flammkuchen
(zu Ehren von Frau T. für 2 Personen)

70-80 ml Wasser erwärmen und 10 g frische Hefe darin auflösen. In einer Schüssel 100 g Mehl, 25 g Roggenmehl, 2 EL Öl, Salz, Zucker und die aufgelöste Hefe mischen und mit den Knethaken des Handrührers zu einem geschmeidigen Teig verkneten. Zugedeckt an einem warmen Ort etwa 50 Minuten gehen lassen.

In einer anderen Schüssel 1 Eigelb mit 50 g Creme fraiche und 1 EL Schlagsahne verrühren und mit Salz, Pfeffer und Muskat würzen.

1 Bund Frühlingszwiebeln putzen (eventuell längs halbieren) und das Weiße und Hellgrüne in 3 cm lange Stücke schneiden. Diese Stücke 30 Sekunden in kochendem Salzwasser blanchieren, abgießen und abtropfen lassen. 40 g Schwarzwälder Schinken (dünn geschnitten) in grobe Streifen schneiden.

Den Backofen mit einem Pizzastein aufheizen, mit allem was der Ofen hergibt.

Den Teig in zwei Teile teilen und auf leicht bemehlter Arbeitsfläche zu sehr dünnen Fladen ausrollen, mit der Eimischung bestreichen und mit Zwiebelstücken bestreuen. Im aufgeheizten Ofen auf dem heißen Stein in etwa 7 Minuten backen, herausnehmen, mit dem Schinken belegen und sofort servieren.

Anmerkung: Der Teig sollte nicht feucht sein, dann ist er sehr gutmütig und lässt sich wirklich hauchdünn ziehen oder rollen.

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