Die Tomatenernte ist dieses Jahr erstaunlich üppig und, was noch wichtiger ist, angesichts der klimatischen Bedingungen hier in Südschweden überraschend aromatisch. Das gibt mir die Gelegenheit, eine Lanze zu brechen für:
Das Tomatenbrot
1 Scheibe Brot großzügig mit Butter bestreichen, mit dick aufgeschnittenen Tomatenscheiben belegen, leicht salzen.
Wichtig an diesem nicht allzu komplizierten Rezept sind die Tomaten. Die Sorte ist mir inzwischen egal, „vollreif“ sollten sie aber sein, „sonnengesättigt“ und „aromagetränkt“. Ich würde jederzeit eine reife „Harzfeuer“ einem Plastik-Ochsenherzen oder einer reisefreudigen San Marzano vorziehen. Man sollte sie selbst ernten, aber auf keinen Fall sofort essen. Mindestens ein paar Stunden Ruhezeit an einem kühlen Platz (nicht dem Kühlschrank!) sollte man ihnen gönnen. Als Faustregel gilt: wer am Vormittag erntet, kann sich bis zum Nachmittags-Snack der Vorfreude hingeben, aber auch eine oder zwei Übernachtungen schaden nicht. Das war’s eigentlich.
Sicher, man kann das noch tunen. Man kann zum Beispiel selbst gebasteltes Brot verwenden, aber man kann auch zum nächsten Bäcker radeln, sofern es noch einen gibt. Denn: Brot backen ist nicht unbedingt lustig, und wenn schon jemand diese Last auf sich nimmt und daraus einen Beruf macht, dann hat er auch die Unterstützung durch einen gelegentlichen Einkauf verdient. Man kann auch zum Bauernhof fahren, wo die Oma in der Küche die Butter aus der Folie nimmt und sie in einer adretten Glasschüssel verrührt, oder Süßrahmbutter verwenden oder selbst buttern. Das geht alles und hebt sicher die Qualität. Man kann auch handgeschöpftes Kalahari-Salz kaufen – auch in der Küche gibt es den Placebo-Effekt, an dem ja im Prinzip nichts auszusetzen ist.
Nur eines sollte man nicht tun! Keine Zwiebel! Wir machen schließlich kein Fischbrötchen. Und auf jeden Fall sollte man die Finger lassen von irgendwelchen Kräutern, bloß weil sie grün sind und farblich ach so gut zur Tomaten passen. Kein Basilikum! Und schon gar keinen Schnittlauch! Es geht hier nicht darum, auf dem Teller einen Komposthaufen nachzubilden, sondern einer aromatischen Tomate zu huldigen. Bitte, wenn ihr noch einen Tropfen Edel-Oliven-Öl übrig habt, macht einen Salat. Das Öl hat auf dem Tomatenbrot nichts verloren –auch nicht gesprüht!
Ach, hätte sich das Zimperlieschen gefreut über so einen Sommer …
Harzfeuer, ich weiß nicht so recht – ich hab mir aus Weimar zwei Pflänzchen mitgenommen, aber der Geschmack meiner Arche-Noah-Tomaten ist besser …
Ich hätt wahrscheinlich einen Pool bauen müssen …
Herrllich pur, genau so!
Und wie treffend der Komposthaufen so manches beschreibt, was unnötig ist.
Psst, nicht verraten: den Komposthaufen habe ich von Herrn Malmsheimer „ausgeliehen“…