Es gibt Schicksale, die zu Herzen gehen. Mir natürlich bevorzugt, wenn es mich betrifft. So begab es sich heute morgen, dass zwischen Aufstehen und einen-Kaffee-zubereiten sagenhafte 1 Stunde und 10 Minuten vergangen waren. Als älterer Mensch wird man da leicht panisch. Was habe ich in der letzten Stunde gemacht? Wo muss ich mich entschuldigen, wo brennt’s? Ha, natürlich: Zeitumstellung! Aber sofort der nächste Schicksalsschlag: gestern Abend habe ich Vor- und Sauerteig angesetzt und einen Zeitplan erstellt, der akribisch exakt an meinen mit – im Moment nahezu null – Aktivitäten vollgestopften Tag angepasst ist. Weiß der Teig wie spät es ist? Muss ich etwa meinen Zeitplan ändern? Oje, wie schrecklich.
Alle meine Leidensgenossen (kann man in dem Fall auch Zeitgenossen sagen?) möchte ich daran erinnern, dass – viele von uns haben es erlebt – unser Kaiser Wilhelm am 1. April 1893 per Gesetz festlegte, dass die «gesetzliche Zeit in Deutschland (…) die mittlere Sonnenzeit des 15. Längengrades östlich von Greenwich» ist. Vorher waren die Rathausuhren auf den Stand der Sonne geeicht und ein Wanderer musste seine vom Großvater geerbte Taschenuhr alle 15 km um eine Minute vor- oder zurückstellen, je nachdem, ob er in westliche oder östliche Richtung wanderte. Damals gab es so gut wie keine Autos, da sind 15 km ganz schön weit. Lediglich wenn junge Frauen „nach außerhalb“ heirateten, sollen Familienfeiern hie und da an Terminschwierigkeiten gescheitert sein.
Küchentagebuch, Sonntag 28. März 2021
- Saltimbocca (mit Kalbschnitzel, frischem Salbei, Serrano-Schinken und Marsala-Sauce)
- Pommes frites (die „kalte Methode“ passt besser in den Zeitplan und stänkert nicht die Küche voll)
- Blattspinat mit Tomaten (der erste Blattspinat in diesem Jahr, laut Marktfrau aus Deutschland)
Gebacken: Mediterranes Brot (Wahrscheinlich aus Lutz Geissler’s Brotbackbuch Nr. 1, das ich mal aus der onleihe ausgeliehen hatte – Kann ich nicht überprüfen, weil: ausgeliehen!)