Däne-Mark

Denen Dänen, die Dänen dehnen, sei gesagt: ruhig weitermassieren. Und kräftig mitzählen, aber nicht weiter als bis zehn! Dann lieber von vorne anfangen, sonst wirds kompliziert.

Dass kleine Franzosen schön beim Zählen rechnen müssen – 4 x 20 + 10 + 9 = quatre-vingt-dix-neuf = 99 zum Beispiel – hat man kopfschüttelnd akzeptiert und beruhigt festgestellt, dass es offensichtlich keine größeren Auswirkungen auf die Finanzmärkte hat.

Man glaubt, das seien Überreste eines Zwanzigersystems, das noch hie und da durch das heute übliche Dezimalsystem durchscheint, bei den Franzosen halt zwischen 60 und 80, mit ein paar Purzelbäumen zwischen 80 und 100 – aber so kompliziert wie bei 99 wird es recht selten.

Dr. Bopp musste jetzt aber der Frage nachgehen, warum es im Englischen z.B. twenty-one, im Deutschen aber ein-und-zwanzig heißt, wo die deutsche Reihenfolge doch beim Mitnotieren von Zahlen sehr hinderlich sei. Eine lesenswerte Erörterung. Bei der aber ein Leserkommentar den Vogel abschießt, wenn er von den Dänen berichtet, die sich aus allen Sprachen das Komplizierte zum eigenen Gebrauch herausgepickt haben – und dann noch in der Lage waren, einen drauf zu setzen.

Ab dem halben Hundert gibt es auch in Dänemark eine Art Zwanzigersystem. So heißt sechzig folglich tresindstyve, also drei mal zwanzig. Oder 80=firsindstyve, also 4 x 20. Soweit kommt uns das ja bekannt vor, dämlich zwar, aber bekannt. Bei den Zehnern dazwischen aber, die nicht durch zwanzig teilbar sind, haben sie sich was Neues einfallen lassen:

50 = halvtredsindstyve = halvtredje sinds tyve = halb drei mal zwanzig
70 = halvfjerdsindstyve = halvfjerde sinds tyve = halb vier mal zwanzig
90 = halvfemsindstyve = halvfemte sinds tyve = halb fünf mal zwanzig

Und der Leserkommentator meint, „das System funktioniert wie bei den Uhrzeiten, d.h. «halvtredje» («halb drei» oder eigentlich besser «die Hälfte vom Dritten») bedeutet «auf halbem Weg zwischen zwei und drei» = zweieinhalb.“ Zum Nachrechnen: 77 = syvoghalvfjerds = sieben und halb vier (mal zwanzig). Klar, oder?

Womit wir die Dänen beiseitelegen und uns dem zweiten Teil der Überschrift widmen können: dem Mark. Heute in der Form von Kalbshaxenscheiben.

Küchentagebuch:

  • Ossobuco im Bratschlauch mit Morchel-Polenta
  • Schokoladecreme mit Zwetschgenröster

Und warum?

  • Kalb! Nehm ich. Geschnitten, am Stück, gerollt, halbiert, geviertelt? Egal.
    Im Bratschlauch dagegen, das hat einiger Überlegung bedurft. Ein uraltes Rezept aus Essen & Trinken, im Netz gibt es aber hier (ohne Quellenangabe) die exakten Angaben. Es schmeckt sehr gut, der Weißwein gibt dem Gemüse ein herrliches Safterl, aber es ist halt nicht geschmort. Geschmort kann ich das ja – wie Arthurs Tochter – demnächst  mal mit Rinder-Beinscheiben machen.
  • Aus den nicht-versafteten, nicht-vermarmeladeten, nicht-verkuchten, nicht-verbackenen Zwetschgen habe ich noch eine größere Portion Zwetschgenröster übrig.

Fazit

  • Wenn man das nicht Ossobuco nennen würde, wäre manches leichter. Auf jeden Fall eine angenehme und wohlschmeckende Art, Kalbshaxenscheiben zuzubereiten. Aber halt nicht geschmort.
  • Erstaunlicherweise kommen mir die Zwetschgen immer noch nicht zu den Ohren raus – und die Familie meckert auch noch nicht. Aber ein bisschen Erleichterung und Vorfreude auf die zwetschgenfreie Zeit stellt sich schon ein – klammheimlich.

 

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