Kalbsleber, Kartoffelgratin, Portweinzwiebeln

Eines der Mysterien der deutschen, aber eigentlich der meisten europäischen Sprachen ist die Perfektbildung. Also: Haben oder sein, das ist hier die Frage. Bin ich verstanden oder habe ich verstanden? Nein. Also ja, ich habe es nicht verstanden. Das kann man auch nicht verstehen, das kann man höchstens können. Üblicherweise nennen Grammatiken die (allzu) einfache Regel: Verben der Bewegung bilden das Perfekt mit sein, alle anderen manch andere mit haben. Also ich bin gegangen, aber ich habe gegessen. Je suis parti, mais j‘ai mangé. Me ne sono andato, ma ho mangiato. Ik ben weggegaan, maar ik heb gegeten. Der Grund, warum das so ist, liegt wahrscheinlich irgendwo im alten Rom und wird auf ewig ein Geheimnis bleiben. Die einzigen aus der Sprachfamilie, die das eingesehen und auch gleich geändert haben, sind die Spanier: He ido y he comido. (Und die Portugiesen: Tenho ido e tenho comido, aber dafür hat dort das Perfekt eine ganze andere Bedeutung.) Das mit der Bewegung ist natürlich noch nicht einmal die Hälfte der Wahrheit – da kommen dann noch solche Sachen wie transitive oder reflexive Verben, Verben der Zustandsänderung und besondere Verben – aber wir wollen mal bei der Bewegung bleiben. Für mich persönlich ist das problematisch, weil ein Zustand der Bewegung schnell mal praktisch ohne Übergang in einen Zustand der absoluten Bewegungslosigkeit übergehen kann (rasen – rasten). Aber gut, das kann ich noch unterscheiden. Die absolut reine Form der Bewegung scheint mir allerdings das Schwimmen. Wenn man da nämlich mal aufhört mit den Bewegungen, dann hat es sich schnell ganz ausbewegt. Unter diesem Gesichtspunkt verstehe ich überhaupt nicht, warum zwar die Deutschen geschwommen sind, aber die Holländer gezwommen hebben, die Engländer have swum, die Franzosen ont nagé, die Italiener hanno nuotato, … Ja sind die denn alle verrückt? Die müssen sich doch bewegen, sonst gehen sie unter! Und dann: das totale Gegenteil von Bewegung ist es, einfach irgendwo (z.B. im Biergarten) zu bleiben, sich also auf keinen Fall wegzubewegen, was auch immer geschieht. Und was sagen wir dann? Wir sind geblieben! Als sei bleiben eine Bewegung.

Küchentagebuch, Dienstag 7. September 2021

  • Kalbsleber
  • mit Kartoffel-Apfel-Salbei-Gratin (nach lamiacucina)
  • und Portweinzwiebeln (nach einem Rezept von „Nur das gute Zeugs“-Claus; den Link hätte ich noch, nützt aber nichts)
Butterflöckchen? Natürlich nicht vergessen!

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