Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen. Hat der Herr Kant damals gesagt, als er die Aufklärung maßgeblich mitbestimmt hat. Und Aufklärung, das hieß auch und vor allem, sich nicht entmündigen zu lassen von Institutionen. Denn wenn es überhaupt Autoritäten geben sollte, dann müssten die auf rationalen, nachprüfbaren Grundsätzen basieren. Ach, was war das damals schön. Und was haben wir nicht alles erreicht seit damals. Monarchien wurden von Demokratien abgelöst; die Kirche ist zwar noch da, aber die Trennung von Staat und Kirche ist schon mal durch. Oder … na ja, fast. Eine halbstündige Nachrichtensendung der letzten Woche bestand allerdings – neben dem Wetterbericht – aus zwei Themen: Ein paar alte Männer und wenige meist verzweifelte Frauen lassen sich von noch älteren Bischöfen an der Nase herumführen, und Königin Elizabeth II ist tot. Eine ganze halbstündige Nachrichtensendung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen! Damit man mich nicht falsch versteht: der heldenhafte (und weitgehend vergebliche) Kampf des synodalen Wegs ist schon beeindruckend, aber wer berichtet von den Kämpfen in der Jahressitzung unseres Kaninchenzüchtervereins? Die Lebensleistung der englischen Königin kann man durchaus bewundern, aber kann man nicht beim Friseur beim Lesen der Hochglanzmagazine ein Tränchen vergießen? Aber nein, sagt die Sprecherin zum Abschluss: „…und auch die nächste Woche wird noch im Zeichen des Abschieds von der britischen Königin stehen…“
Beim Bestreichen der Pinsa am Sonntag, war mir schon klar, dass dieses Tomaten-Sugo zu köstlich ist, als dass man es im Keller lagern sollte. Was, wenn es falsch gelagert wird und verdirbt? Was, wenn das Haus zusammenbricht und der Keller unter Steinen erstickt und das Sugo erst Jahre später von Rettungskräften befreit wird? Wird es dann noch schmecken? Also am Montag schnell noch Pasta mit Tomatensugo und Salat. Am Samstag beim Marktbesuch habe ich während des Einkaufs am Gemüsestand einen Bekannten getroffen. Ich habe mich wohl zu wenig um die Marktfrau gekümmert; es ist ganz erstaunlich, was beim Zuhause-Ankommen alles in meiner Einkaufstasche war. Zum Beispiel eine ganze Meerrettich-Wurzel. Für einen 2-Personen-Haushalt heißt das: Meerrettich, Meerrettich, Meerrettich. Zum Beispiel am Dienstag Lachsragout in Meerrettichsoße (lecker.de).
Am Samstag beim Marktbesuch … ach, das hab ich ja schon. Und was das für einen 2-Personen-Haushalt … hab ich ja auch schon. Am Mittwoch: Linsen mit Salsiccia und Meerrettichsoße (brigitte.de). Und beim Bestreichen der Pizza … hab ich ja schon gesagt, und dass es viel zu köstlich ist … hab ich auch schon gesagt. Am Donnerstag deshalb ein Ottolenghi (mit einer fast übersehenen Aubergine aus dem Garten): Auberginenklößchen alla Parmigiana (gewuerze-der-welt.net). Und da ich Frau T. durch die ganze Stadt gejagt habe, um Ricotta zu kaufen, aber nur 50 g gebraucht habe, musste ich dringend zur Abwehr innerfamiliärer Unstimmigkeiten am Freitag Ravioli mit Ricotta-Zitrone (Betty Bossy) in Salbei-Butter machen; gleichzeitig die Lieblings-Pasta von Frau T. – die Abwehr hat funktioniert.
Hab ich schon den Meerrettich? … ach ja, hab ich schon. Am Samstag ein Bayerisches Wurzelfleisch mit Meerrettichsoße (Schuhbeck’s Videoschule oder hier, Rezept auch hier ) und ja, ich weiß, es nervt, aber der Meerrettich ist (noch lange) nicht aufgebraucht. zusammen mit dem Rest Schweinefilet, einer alten Brezel und süßem Senf gab’s am Sonntag – auch als Referenz an meine alte Heimat und das dort gerade stattfindende Corona-Festival – ein Schnitzel Münchner Art (z.B. brotwein.net), wobei es Stimmen gibt, dass die Münchner sich noch nie das Wiener Kalbfleisch leisten konnten und ihr Schnitzel schon immer aus Schweinefleisch gemacht haben; man könnte es deshalb auch selbstbewusst als „Münchner Schnitzel“ bezeichnen, wenn das dem Selbstbewusstsein gut täte. Zusammen mit Bamberger Hörnchen und dem unschlagbaren Kohlrabi in Orangen-Estragon-Sauce 🌶 (um zwei Orange aufzubrauchen; allerdings liegt jetzt noch ein Kohlrabi rum, die endlose Endlosschleife des No-Waste-Prinzips).
Da ich Meerettich liebe, kam das grad recht, die Wahl fällt auf den Lachs 🙂
Falls noch was übrig ist vom Meerrettich, kann ich auch die Linsen empfehlen, bei denen ich eigentlich skeptisch war
Danke, die werd ich auch mal probieren.