Die Stimme aus der Vergangenheit

Beim Einzug ins neue Haus vorgefunden:

Fundsache

Das Buch hat ein Copyright 1939 (by Berliner Kraft- und Licht-Aktiengesellschaft, Berlin). Meine Ausgabe ging 1956 bei einer Auflage von 500,000 in die 14. überarbeitende Runde. Wahrscheinlich ein Geschenk an alle Kunden eines Elektro-Herdes besagter Firma.

Das Elektrische Kochen hat mich ja schon immer interessiert, meine Mutter hat anfänglich noch auf Holz geschworen und hat heute noch – für alle Fälle – einen Beistellherd. Nun ja, ich hab mich mit Induktion angefreundet, aber das heißt ja nicht, dass man das Buch gleich wegschmeißen muss. Manche Sachen bleiben ja gleich. Und im Kapitel Saucen geht’s schon los:

„Saucen gewinnen sehr an Wohlgeschmack, wenn man sie mit Butter bereitet oder, falls man anderes Fett verwendet, sollte nach dem Kochen ein Stückchen Butter untergerührt werden.“

Genau, was ich immer sage, da bin ich ein Jünger von Horst-Lichter, den’s damals vielleicht auch schon gab. Und nach einigen anderen Tipps (Sahne oder auch Milch oder Büchsenmilch, einige Tropfen Wein- oder Kräuteressig) kann auch ich wieder altklug mit dem Kopf nicken:

„Gelegentlich verwendet man auch eine gute Suppenwürze, aber dies darf nicht zur Gewohnheit werden, da sonst immer der gleiche Geschmack vorherrscht.“ (Hervorhebung nicht im Original)

Das war also schon damals bekannt. Und wurde wieder vergessen. Und wird heute wieder in Privatzirkeln als geheimes Wissens verwaltet und weitergereicht. Und von den Sterneköchen schon wieder hintertrieben durch Zugabe von Glutamat oder – gleichbedeutend – Hefeextrakt zu ihren Gourmet-Fonds.

Mich würde ja das Rezept für „Hirnsuppe“ auf Seite 18 reizen. Aber ich weiß nicht, wie ich das meiner Familie beibringen soll. Und ich trau mich auch nicht, beim Metzger ein „Kalbshirn“ zu bestellen, ich gelte ja ohnehin schon als der, der immer was anderes will, als nun mal im Tresen liegt.

Und damit zum Küchentagebuch. Nach dem gestrigen Gemüsetag ging es heute wieder etwas frugaler zu.

Steppentier-Gemüse

Es gab

  • Tim Mälzers Rindfleischsugo aus der e&t für jeden Tag, Februar 2009
  • Tomaten- und Kopfsalat
  • Pfirsich-Tiramisu von gestern

Und warum?

  • Nach einem langen Gemüse-Tag sollte man nicht gleich wieder (wie Claudio oder Claus) in die Vollen gehen, aber etwas Bodenständiges darf es schon sein. Und dann brauch ich mal wieder etwas im TK-Schrank, was den Blues bekämpft, auch wenn es zeitlich etwas enger ist – sofern was übrig bleibt.
  • Auf dem Markt endlich wieder einen Kopfsalat gefunden – das Angebot in den Supermärkten spottete jeder Beschreibung. Leckere reife Tomaten gibts im Garten (offensichtlich auch ohne Sonne)
  • Schmeckt am zweiten Tag noch besser (und macht noch weniger Arbeit)

Und wie ?

  • Anbraten, schmoren, fertig. Ich hoffe, es tut dem Geist des Rezeptes keinen Abbruch, wenn man 500 ml Wasser und 2 EL gekörnte Fleischbrühe durch eine ähnliche Menge selbstgemachten Rinderfond ersetzt.
  • Tomatensalat mit Vanille-Öl, Balsamico und frischem Basilikum
  • Rechtzeitig aus dem Kühlschrank befreien

2 Gedanken zu „Die Stimme aus der Vergangenheit“

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