tropea, kapern, petersilie

Bei uns ums Eck gibt es eine Firma namens FAC. Wegen der Versalien denke ich, dass sich der Name aus den Initialen der drei Gründer zusammensetzt, also vielleicht Friedrich, Alois und Christoph (hier im Norden vielleicht eher Fiete, Arne und Carsten – aber egal). Auf jeden Fall habe ich keine Ahnung, was die produzieren, vertreiben oder sonst irgendwas irgendwie zu Geld verwandeln, hoffe aber, dass sie ordentlich Knete machen. Nicht dass ich plötzlich zum Kapitalisten-Freund geworden wäre, aber in unserer (unvollkommenen) Welt ist es ja so: je mehr Umsatz desto mehr Gewinn, desto mehr Steuern landen im Stadtsäckel. Und je voller dieses Säckel, umso leichter tut sich der Bürgermeister, etwas für mich zu tun. Gut, mir fällt jetzt gerade nichts ein, was die Stadt für mich täte, aber im Prinzip wäre es halt schon möglich. Deshalb also: ein Hoch auf unsere Unternehmer!

Man sollte aber vor lauter Begeisterung die Angestellten nicht vergessen (für alle Amazon- und Uber-Fahrer und alle Lieferando-Helden: das sind Menschen, die tatsächlich bezahlt werden für Ihre Arbeit und die einen Kündigungsschutz haben und eine Krankenversicherung, und für die jemand „in die Rente einzahlt“ und einige wenige sind sogar in einer „Gewerkschaft“ – lasst euch das mal von eurem Opa erklären!). Wenn zum Beispiel obige Firma noch einen vierten Teilhaber aufnähme, sagen wir mal den Uwe, dann wäre es aus meiner Sicht unbedingt erforderlich, das Gehalt der Dame (oder des Herrn) an der Rezeption kräftig zu erhöhen. Schließlich müssten sie dann ihre Kunden mehrmals täglich begrüßen mit: „FAC-U, wie kann ich Ihnen helfen?“ Das ist kein leichter Job! Und sollte deshalb wenigstens einigermaßen bezahlt werden!

Wir haben hier einige Ecken und bei uns ums andere Eck gibt es: Einen Penny, einen Netto, einen Aldi, einen Lidl, einen Edeka und einen Famila. Und wenn ich dort nach Tropea frage, dann schicken die mich alle zum Getränke-Regal zu den Tropica-Flaschen. Ich will mich nicht beklagen, aber in unserer (unvollkommenen) Welt ist es ja so: wir hier auf dem Land essen unsere roten Zwiebeln aus dem Garten und der Hipster in der Stadt nascht in die Sonne blinzelnd Ringe von seiner zuckersüßen Cipolla di Tropea, die sein Kumpel Giorgio immer fangfrisch aus Italien mitbringt. Das ist nicht gerecht!

Wenn man – wie ich – Ungerechtigkeiten nicht ausstehen kann, dann gibt es nur zwei Möglichkeiten: entweder man behauptet rotzfrech, die Zwiebeln aus dem Garten seien genauso gut, vielleicht sogar besser, oder man fährt in die Stadt, wo auf einem der Märkte immer irgendwo ein Giorgio rumsteht. Die erste Möglichkeit wäre dreist gelogen und für die zweite sollte man einen Umweg über den Geldautomaten einplanen. Ich habe mich für die zweite Möglichkeit entschieden und zunächst mal die Faulpelz-Version bei Splendido probiert: Schnelle Pasta mit Tropea-Zwiebeln und Kapern. Und anschließend – schon etwas mutiger – einen original Elsässer Flammkuchen (z.B. lecker.de, aber um Gottes Willen mit einem anderen Teig und halt mit den Hipster-Zwiebeln). Stilechter wäre sicher Roberts Pugliese-Pizza-Belag gewesen, aber was nicht ist, kann ja noch werden, der Keller ist randvoll! Dafür habe ich seine Confettura di cipolle di tropea nachgebastelt. Weil ich den falschen Essig genommen habe, war es nix mit der „zartrosa Farbe“. aber was nicht ist, kann ja noch werden, der Keller ist randvoll!