Die Italiener haben es schwer. Nicht erst seit Silvio Berlusconi. Nein, seit die ersten Deutschen in den späten 50iger-Jahren mit ihrem VW Käfer in Richtung Brenner getuckert sind, ist eine Frage – meines Wissens – immer noch unbeantwortet: Warum kommt aus dem Wasserhahn heißes Wasser, wenn ich an “caldo” drehe?
Ähnlich verwirrend: Warum schreiben die “Ravioli leggeri” nicht mit “ck”, also “leckere Ravioli”? Wissen die es einfach nicht besser, oder machen die das mit Absicht? Na ja, schmecken tut es ja meistens bei Luigi und weil ich ein Zucchini-Problem hab, probier ich’s einfach mal aus.
Mein Problem kommt daher, dass ich in dieser Saison zum ersten Mal einen Garten habe. Natürlich mit Gemüsegarten. Und wider besseres Wissen habe ich vor ein paar Wochen auch ein paar Zucchini-Kerne im Boden versenkt. Und jetzt blüht und wuchert es und ich seh mich in Gedanken schon mit zentnerschweren grünen Ungetümen ringen. Und ich mag die Dinger eigentlich gar nicht so gerne, schmecken ja meistens nach recht wenig, egal ob geschmort oder gegrillt oder geschnippelt oder gefüllt. Kleine Früchte muss man ernten, sagen alle. Tja, was heißt klein? Sind die dann schon “reif”? Und wenn man auch nur 10 Minuten überlegt, sind sie auch schon um 2 Meter gewachsen.
Und an dieser Stelle der Überlegungen kam ein Rezept von Anna Sgroi auf dem Umweg über das Tessiner Fernsehen und lamiacucina aus Basel zurück nach Norddeutschland: Ravioli leggeri all’italiana per Anna Sgroi. Klasse. Was mich nämlich sofort hellhörig gemacht hat, war die Zutatenliste. Dort steht doch tatsächlich “4 kleine Zucchini (ca. 300 g)”. Leute, das sind 70-80 g pro Zucchino! Das sind ja Babies, die sieht man ohne Brille doch gar nicht. Aber genau das war natürlich meine Chance, der drohenden Rekordernte Herr zu werden: wenn ich kurz nach der Blüte ernte, ist es vielleicht zu schaffen. Also ab in den Garten:
Tja, wenn man hauptsächlich die Schale verwendet, kann man den Früchtchen offenbar doch ein wenig Aroma abtrotzen; empfehlenswert. Wenn auch der Schwabe in mir wegen des Abfallberges rebelliert. Soll ich daraus eine Suppe kochen? Nö, wenn’s dem Italiener nicht gut genug ist für seine Maultaschen, dann kommt’s mir auch nicht in die Suppe; es gibt ja auch noch den Kompost.
Und überhaupt sind selbst diese kleinen Babies ja noch einen Schritt zu spät. Wenn man’s nämlich gar nicht so weit kommen lässt, wenn man also quasi im ersten Monat abtreibt und die Blüten erntet, dann wird’s richtig lecker:
Auch dafür hat Robert natürlich ein Rezept. Was heißt ein Rezept? Das Rezept schlechthin: Gemüsekurs (1): Zucchiniblüten mit Pistou gefüllt und gebacken. Und bitte auf jeden Fall seinem Rat folgen: “sie sollten aber unbedingt mit der Tomatensalsa Bigarade serviert werden”. Guten Appetit!
So, und jetzt beobachte ich mein Zucchini-Beet weiter. Wenn die Experten Recht haben, dann gibt die Pflanze keine Ruhe, bevor sie nicht das Zentner-Ding produziert hat und erzeugt einfach Nachschub. Den braucht’s auch, weil einen Riesenkürbis – so etwa in Armesstärke – brauche ich schon. Ich kann’s zwar noch nicht glauben, aber es gibt Experten, die behaupten man könne daraus die absolute Oberleckerei basteln: Claudio, zum Beispiel oder Claus, oder – wieder aus Basel – Gebackenen Zucchinikeulen. Ich werde es ausprobieren.
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