Flug KL6059, kurz hinter England, ich war gerade etwas eingenickt, als ich halb im Unterbewusstsein die Frage vernahm: „Chicken or Pasta?“.
„Chicken or Pasta“, „Pest oder Cholera“, „Pasta or Chicken“, „Cholera oder Pest“, sind das die uns verbliebenen Wahlmöglichkeiten im 21. Jahrhundert? Wie lange bin ich schon nicht mehr geflogen, ohne diese Frage zu hören? Wahrscheinlich eben einfach der kleinste gemeinsame Nenner im ohnehin schwierigen Catering-Geschäft der Lüfte. Aber trotzdem unendlich traurig, fast noch trauriger als der Platz, der einem für 9 bis 10 Stunden in der Coach-Klasse zur Verfügung gestellt wird.
Ich kann mich noch an einen Urlaubsheimflug vor unendlich vielen Jahren erinnern. Da gab es Schwarzwälder Schinken und Vollkornbrot – mit Gürkchen. Das war nach 4 Wochen Sri Lanka – oder hieß das damals noch Ceylon? – ein Erlebnis, auch wenn das Brot fest verschweißt war und der Schinken auch hätte aus der Uckermark kommen können. Man will ja eigentlich gar nicht viel. Nur als Mensch behandelt werden, von der Security, von der Fluggesellschaft und von all den anderen „Dienstleistern“. Aber die Welt scheint wieder lebensfeindlicher zu werden, fast wünscht man sich in die Zeit von Goethes Italienreise zurück.
„Pest oder Cholera“, „Chicken or Pasta“, da mach die Auswahl von “20 oz”, “24 oz” oder “27 oz” im „Texas Roadhouse“ schon erheblich mehr Spaß. Wenn sie auch völlig überflüssig ist, weil 1 Unze 28,35 Gramm hat, also 20 Unzen schon mal 567 Gramm ausmachen. Sicher, für ein Ribeye am Knochen (gibt’s den Schnitt bei uns überhaupt?), da macht ja allein der Knochen schon mindestens 1 Pfund aus. Aber nachträglich muss ich der Vorsehung danken. Als „ganzer Mann“ wollte ich natürlich mindestens 24 Unzen haben. Dieses Teil war dann aber ausverkauft und 27 Unzen (also 745 g) schienen mir dann doch zu viel.
Résumé aus 500 g Fleisch und 67 g Knochen: Alleine dass man sich die Steaks „lebend“ aus der Vitrine holt wie bei uns die Fische und dass sie so gebraten werden, wie man sie bestellt hat, lässt mich den Amerikanern manches verzeihen. Wer das Fleisch mit so viel Liebe und Sorgfalt behandelt , auch im Ketten-Steak-House, der kann kein ganz schlechter Mensch sein.
Aber nächste Woche, wenn ich wieder zu Hause bin, dann blogge ich ein vegetarisches Gericht – versprochen.