Zusatzstoffe

Seit Tagen geht mir das Wort Zusatzstoffe nicht mehr aus dem Sinn. Genauer seit ich gelesen habe, dass es hier in der Nähe, auf dem Hamburger Großmarkt, ein Deutsches Zusatzstoff-Museum gibt. Ja gut, der Hauptsponsor ist die Firma Frosta. Das muss ja noch nicht ehrenrührig sein. Und die wissenschaftliche Konzeption stammt von Udo Pollmer. Ich bin Udo-Pollmer-Fan der ersten Stunde, wenn auch oder gerade weil er sich immer wieder verheddert und regelmäßig ein „Was sagt er denn jetzt schon wieder?“ auslöst.

Ich will da natürlich hin. Mich ein wenig ekeln, ein wenig empören und ein wenig von der guten alten Zeit schwärmen und dann nach Hause fahren und eine Karotte mit zwei Trieben ernten. Doch, solche Möhren gibt es! Halt nicht im Supermarkt, aber auf dem Feld kommen sie schon vor. Nur werden sie dann sofort vermulcht und untergepflügt, weil das ja keiner kaufen würde. Und dann habe ich wieder ein reines Gewissen und kann für ein paar Tage unbesorgt Eier auf dem Wochenmarkt kaufen, ohne nach dem Vornamen der Henne fragen zu müssen, und kann Sahne mit Carrageen kaufen, weil für richtige Sahne müsste ich weiter fahren, die gibts hier nicht um die Ecke.

Und vielleicht lerne ich auch ein wenig darüber, was Zusatzstoffe eigentlich sind. Salz und Pfeffer, zum Beispiel, waren wohl die erste Zusätze, und ich will sie nicht missen müssen. Auf das Galle-Sekret von Fledermäusen, das von den alten Römern gerne zugesetzt wurde, meine ich verzichten zu können, habe es allerdings nie probiert.

Um Gotteswillen, nein! Ich will das Problem nicht herunterspielen! Gott bewahre! Zusatzstoffe sind böse – keine Frage. Aber was ich halt immer vermisse, sind ein paar Adjektive. Giftige Zusatzstoffe, zum Beispiel oder eklige Zusatzstoffe, von mir aus, oder in-der-Wirkung-unerforschte Zusatzstoffe. So was in der Richtung.

Über Zusätze einfach so kann ich mich nämlich nicht richtig echauffieren. Worüber ich mich aber wirklich aufregen könnte, sind unnötige Zusatzstoffe oder spart-Geld-und-merkt-keiner-Zusatzstoffe. Und wenn ich schon beim Aufregen bin, dann mache ich halt gleich weiter mit undeklarierten Zusatzstoffen oder – noch schlimmer – umdeklarierten Zusatzsoffen oder anders gesagt: Hefeextrakt statt Glutamat und natürliche Fette statt ausrangiertes Getriebeöl.

Ich glaub, ich fahr da einfach mal hin.

Im Küchentagebuch hat es mich schon wieder erwischt. Möhrencurry – ein Rezept von 1990. Ich habe gar nicht versucht, einen Link zu finden, sondern selbst einen gebastelt – ich hoffe, eventuelle Urheberrechtsverletzungen sind inzwischen verjährt:

Und warum?

  • Bevor ich wegfahre muss noch ein wenig Ordnung ins Gemüsebeet. Und der Schweinenacken auf einem „Schnellen Teller“ im Effilee schien mir passend. Ich bin ja kein Fan von Fertig-Saucen, aber diese Hoisin-Sauce hats mir angetan.
  • Es gibt tatsächlich noch August-Erdbeeren im Garten. Obwohl ich sie mit einem Kalender besucht habe auf dem deutlich der Monat September zu erkennen war! Es ist einfach kein Verlass mehr auf die Natur.