Bei der Ente läuft ja die Diskussion um „Kochen können – oder kochen wollen“. Weil ich die nicht mit einem Randaspekt durcheinander bringen will – sie ist eh verworren genug, verbrate ich meinen Gedanken besser hier als eigen Post.
Neben Wollen und Können gibt es nämlich noch das Müssen, was nicht ganz dasselbe ist wie Nichtwollen, aber sicher weit genug verbreitet ist und ganz sicher einen erheblichen Anteil am Anstieg der Convenience-Produkte hat – die quälende Gewissheit, dass die Kinder auch unter Zeitdruck und auch bei Lustlosigkeit was zu essen brauchen.
Vielleicht übersehen Hobby- oder Gerneköche – und nur die lesen ja Blogs und nur die diskutieren dort drüben – diesen Zwang, weil sie besser damit umgehen können. Entweder sie definieren das Müssen schnell mal um durch ein Da-könnte-ich-doch und schon wird es ein Wollen oder sie nutzen ihre Kompetenz um mal schnell was aus dem Ärmel zu schütteln. Und dieses Können, liebe Ente, kann man sich nicht erlesen, das muss man sich erkochen. Genau wie die bange Frage „Was tun?“, wenn mal was schief gelaufen ist (und das tut es ab und zu). Ohne Gusto (ist das richtiges Österreichisch?) gerät sowas nämlich schnell zur Panik oder doch zur vollständigen Desillusion. Kochen ist nicht so einfach; es war es nie und das ist durch Kochshows und Food-Blogs nicht besser geworden.
In der Vorrede zu einem alten Kochbuch (Hannoverisches Kochbuch, Erster Band, der besonders das alles enthält, was eigentlich zur Küche gehört. Von Ernst Meyfeld und Johann Georg Enners, 1792) habe ich folgendes gefunden:
„Wären die Menschen freilich bei ihren ersten Bedürfnissen der Nahrung geblieben; so könnten sie uns und unsere Kunst und unsere Anweisung entbehren. Die Kunst zu kochen würde alsdann in ihrem ganzen Umfange eine Sache seyn, die jeder Mensch in sehr weniger Zeit erfahren, lernen und ausüben könnte. Da aber die Menschen ihre Bedürfnisse dieser Art so sehr erweiterten und vervielfältigten, daß daher die Küche einen so großen Artikel der Haushaltung begriffe; so wurde ihnen unsere Kunst und Anweisung wichtiger und nothwendig.“
Wäre es da nicht das beste, wenn man das Kochen denen überließe, die es können und wollen? Und ihnen den Auftrag erteilte, für die gesunde, preiswerte und schmackhafte Ernährung der anderen zu sorgen? Dann müssten nur noch die kochen, die das auch wollen.
Das klingt alles ziemlich sozialistisch, was ja aber nicht von vorneherein schlimm ist. Das gab es auch schon mal und ist schiefgegangen (in Berlin 1903 oder zeitgleich in Kopenhagen, siehe Wikipedia Das Einküchenhaus), aber das muss ja nicht bedeuten, dass es nicht funktionieren könnte. Eine Küche pro Haus (oder pro Block), die von denen betrieben wird, die sich dieser Arbeit gewachsen fühlen und sich ihr mit Freude und Sachkenntnis widmen wollen. Bezahlbares, gesundes und schmackhaftes Essen in größerem Kreis – ich kann mir schlimmeres vorstellen.
Falls Foodblogger oder Hobbyköche Angst um ihre Lieblingsbeschäftigung haben: für die könnte man in diesem Modell sicher eine Nische einrichten. Ist aber nur so ein Gedanke.
Heute gibt es keinen Eintrag im Küchentagebuch. Nicht weil ich seit geraumer Zeit darüber nachdenke, wie ich diese Schnapsidee wieder loswerde, sondern weil ich gar nicht in der Küche war. Oder nur, weil da der Kühlschrank steht und weil es eine Wohnküche ist. Ich war nämlich im Sinne von AT regional unterwegs und habe pfundweise Käse mitgebracht (regional, fast lokal), kiloweise Tomaten (regional, aber natürlich unter Glas) und zenterweise Schinken vom Susländer Schwein (Schleswig Holstein), gekocht, geräuchert, egal. Dass ich die Karbonade (Koteletts) nicht einfach auch noch mitgenommen habe, macht mich immer noch ein wenig stolz, weil ich Verzicht bislang nicht unter meinen Stärken vermutet hätte.
Das alles will jetzt erst mal gesichtet, gekostet und aufgegessen werden.