Nein, die Überschrift ist nicht der waghalsige Versuch, Fans und FanInnen von George Clooney auf diesen Blog zu locken. Es geht mir heute eigentlich um das grammatikalische Geschlecht (Sorry an alle Irrläufer: hier geht’s raus zu George Clooney).
(a) Köche
(b) Köche und Köchinnen
(c) KöchInnen, Köch/innen, Köch(innen)
(d) Kochpersonal
Alles schon mal gelesen, oder? Und gedacht? Bei „(a) Köche“, tauchen da im Hinterstübchen irgendwo Lea Linster und Claudia Poletto auf? Oder lieber doch nicht?
Nein, es geht nicht um kulinarische Vorlieben; es geht um das sprachwissenschaftliche Konstrukt des „generischen Maskulinum„. Was so viel heißt wie: Leute, vor allem weibliche Leute, regt auch nicht auf. Wenn wir von Köchen reden, dann meinen wir die Frauen schon auch. (Sprachexperten würden das unter Umständen geringfügig anders formulieren.)
Die „geschlechtsneutralen“ Formulierungen (b)-(d) seien
(a) albern
(b) überflüssig
(c) umständlich
(d) Anzeichen einer schleichenden femininen Machtübernahme und des Versuchs die gottgewollte Weltordnung auf den Kopf zu stellen.
Ich bin eindeutig ein Anhänger von (a), mit einer leichten Sympathie für (d) und außerdem fest davon überzeugt, dass schon physiologische Untersuchungen klären würden, dass Frauen in der Küche eigentlich nichts zu suchen haben (zu heiß, zu anstrengend!) und – nun ja – inzwischen eben auch neben dem Spülbecken geduldet werden müssen. Lea Linster, Anna Sgroi, Johanna Maier, Anne-Sophie Pic – alles die berühmte Ausnahme von der Regel. Aber wie gesagt, es geht hier ja nicht um die Kochkunst, es geht um Grammatik.
Genus und Sexus sind nämlich in unserer Sprache zwei verschiedene Sachen. Um in der Küche zu bleiben, sieht man das ja schon am und auf dem Tisch. Wenn der Tisch männlich ist, warum ist dann ein Teil von ihm, das Bein, sächlich? Oder die Schublade weiblich? Und was ist mit: der Löffel, die Gabel und das Messer? Und warum sollte dann der Koch nicht weiblich sein? Oder nehmen wir den „Feuerwehrmann“. Laut Wikipedia sind „geistig (…)Frauen im Begriff Feuerwehrmänner dann enthalten, wenn man einen weiblichen Feuerwehrmann für möglich hält.“ Und würde durch FeuerwehrmännInnen irgendwas besser? Oder kann die Bundeskanzlerin Herr der Lage sein?
Auch die berühmte österreichische Sprach- und Schwimm-Forscherin „Entegutallesgut“ hat ihren Beitrag zur Diskussion geleistet – Tenor: Geht’s noch? Sie arbeitet sich am besonders schönen Wort „MitgliederInnen“ ab.
Um sich also beim Tischgespräch gegen feministische Gesprächspartner zu wehren, gibt es schon einige Argumente. (Die ebenso guten Gegenargumente braucht man ja nicht unbedingt zu erwähnen.) Wenn aber trotzdem alle Stricke reißen, dann ist da immer noch das unschlagbare Argument aus der linken, feministischen (!) Ecke: Wenn man Koch und Köchin mit verschiedenen Bezeichnungen unterschiede, dann wären das ja auch zwei verschiedene Berufe. Und dann könnte man sie auch unterschiedlich bezahlen, was jetzt erstmal nicht direkt in ihrem Sinne wäre. Also doch: der Koch, unter Umständen auch weiblich, wenn man das für möglich hält.
Nun geben Wissenschaftler ja aber bekanntlich keine Ruhe. Und so zitiert Anatol Stefanowitsch neue Studien, die blödsinnigerweise belegen, dass es das generische Maskulinum in der Realität gar nicht gibt (d.h. es weder von Männern noch von Frauen als solches verstanden wird), und hält das Binnen-I gar für „ein Zeichen von Respekt, Interesse und gutem Benehmen“ – so ein Spielverderber. Und wo bleiben wir Patriarchen? Wir gehen schlechten Zeiten entgegen …
Da dieser Blog aber öffentlich ist, lastet die Verantwortung für einen nicht-sexistischen Sprachgebrauch auch auf meinen Schultern – ich will mir da nichts zu Schulden kommen lassen. Und deshalb habe ich „Eine Sprache für beide Geschlechter“ auswendig gelernt, herausgegeben von der Deutschen UNESCO-Kommission, Bonn im Jahre des Herrn 1993. Und ich werde sie zukünftig beherzigen. Versprochen, liebe Leser liebe Leser und Leserinnen liebe Leserinnen und Leser verehrte Leserschaft.
Aber es wird schwer werden. Am „Interesse“ soll es nicht mangeln, am „Respekt“ schon auch nicht und, wenn ich will, dann bin ich das „gute Benehmen“ in Person. Aber ich hab halt nur ein unterentwickeltes männliches Gehirn. Da will so manches einfach nicht reinpassen.
Geschlechtsneutrale Bedeutung haben auch „die Person“ oder „die Fachkraft“. Schwingt da das Pendel nicht auf die andere Seite? Und „der Mensch“? Nein, schwitz, der Mensch gilt schon noch für uns alle – Glück gehabt.
Ich hätte zum Beispiel nicht gedacht, dass „Nur für Nichtraucher“ ein Problem sein könnte. Ein Problem schon, aber halt nicht im Bezug auf die „Sichtbarmachung der Frauen in der Sprache“. Richtig(er) ist nämlich: „Rauchen verboten; Bitte nicht rauchen„. Meine – unmaßgebliche – Beobachtung ist ja die, dass Frauen recht schnell kapieren, dass dieses „Nur für Nichtraucher“ auch für sie gilt. Andernfalls werden sie es sich nämlich umgehend sagen lassen müssen – eben von den NichtraucherInnen, die können so was gut.
Sofort unterschrieben hätte ich auch: „Niemand darf wegen seines Geschlechts benachteiligt oder bevorzugt werden.“ Aber sicher! Nur: das ist das Beispiel für „falsch!“, richtig wäre nämlich: „Niemand darf wegen seines oder ihres Geschlechts benachteiligt oder bevorzugt werden.“ Na gut, von mir aus.
Ich verspreche, ich werde mich bemühen. Vielleicht hat Frau Pusch ja recht: „Weibliche Bezeichnungen sind für Männer genauso untragbar wie weibliche Kleidungsstücke.“ Aber vorläufig bin ich noch geneigt hinzuzufügen: Und genauso unnötig.