Jetzt wird’s aber endlich Zeit, dass der Frühling kommt. Ich bin doch auch (wieder) da. Und die Vöglein, alle – zumindest wenn man dem Lärm glaubt, der dort herrscht, wo die leckeren Körner und Rosinen ausgestreut sind im Hof. Ohrenbetäubend. Das kann er doch nicht überhören, der Herr Frühling.
Und das Knirschen und Krachen unter den Zwetschgenbäumen, wo die Krokusse durch die harte Erde brechen wollen. Herr Frühling, das ist doch Ihr Stichwort! Schon immer gewesen.
Und das Klappern und Wiehern im Pferdestall, wo der Bauer auftragsgemäß schon mal die Rösslein einspannt, sie aber nicht aufs Feld schicken kann, weil sie da ohnehin nur die Traktoren stören und sich außerdem was abfrieren würden. Er hat aber schon mal seinen Teil getan, der Bauer. Und Sie, Herr Frühling?
Lange mag ich nicht mehr warten, ein paar Tage noch, eine Woche vielleicht. Aber dann werd ich ungemütlich. Und wir wollen doch Freunde sein, Sie, Herr Frühling, und ich. Oder etwa nicht?
Und in der Zwischenzeit möchte ich mit ein paar Irrtümern aufräumen. Es ist nämlich nicht so, dass ein Piktogramm eine sehr kleine Gewichtseinheit ist. Das wäre ein Picogramm. Und das wäre so wenig, dass man es kaum sagen kann und schon gar nicht anfassen. Wenn also in einem Rezept ein Piktogramm Yak-Wurzel-Pulver vorkommen sollte, dann kann man beruhigt aufhören weiterzulesen. Auf jeden Fall hat der Mann nämlich einen an der Waffel. Und falls er Picogramm meinen sollte, dann wohnt er sicher in Dänemark und hat einen neuen Küchentrend erfunden, der jetzt endgültig alles revolutionieren wird. Man muss aber trotzdem nicht weiterlesen, weil das erdgeschichtlich betrachtet keine Rolle spielt und vorbei gehen wird. Nur MacBurger wird uns erhalten bleiben. Man muss ja nicht immer von einem Ekzem ins andere fallen.
Bei Pico fällt mir eigentlich nur Picofarad ein, wo das – so sagen die Physiker – Sinn macht. Na gut. Aber es ist auch nicht wahr, dass Vico Torriani noch Fahrrad fährt. Und es wird immer unwahrscheinlicher, dass man Leute trifft, die Vico Torriani noch kennen und beseelt „Der goldene Schuss“ stammeln. Es ist vielmehr so, dass ganz andere Leute – auch beseelt – vom goldenen Schuss erzählen und dabei ein irres Flackern in den Augen haben. O tempora o mores! Was so viel heißt, wie: Leute, ich mach mir Sorgen.
Und unter die Gerüchte muss auch gezählt werden, dass schwere Zeiten vorbei gehen und dann … halt vorbei sind. Alles kommt wieder. Schlaghosen, Hotpants und Plateau-Schuhe waren schon da, auch andere Plagen werden wiederkommen, vielleicht sogar die FDP.
Ich zum Beispiel kann mich – trotz gelegentlicher Alzheimer- Attacken – noch an die Zeit erinnern, als Sohn T. immer Fragen gestellt hat. „Sag mal, Papa, warum …?“ „Sag mal, Papa wie …?“ Nun ja, an meine Antworten kann ich mich nicht mehr erinnern, aber an die Erleichterung, als diese Phase endlich vorbei war. Und jetzt, neulich beim Abendessen. Zum Nachtisch gab es Sahnecreme mit pürierten Erdbeeren (tiefgefroren). „Sag mal, Papa, sind die Erdbeeren echt?“
Ja, Bub, woher soll ich denn ich das wissen? Schau, es ist so: Entweder da war mal ein Erdbeerfeld. Und dann waren da arbeitslose Akademiker oder polnische Erntearbeiter, die auf dem Erdbeerfeld rote Früchte eingesammelt und zur Erdbeer-Fabrik getragen haben, wo sie sorgfältig behandelt, gewaschen und sofort schockgefroren wurden. Dann sind die Erdbeeren echt. Oder aber, da war ein Lebensmittelchemiker, der aus Holzwolle und Katzenurin rote Beerchen gebastelt hat. Dann sind die Erdbeeren nicht echt. Aber wir als Nation müssen doch trotzdem stolz auf ihn sein. Er hat das doch gut hingekriegt, oder? Also, iss weiter.
„Sag mal, Papa, wie lang ist eigentlich eine Woche?“