Unbemerkt

Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit wird derzeit in Mitteleuropa flächendeckend ein Großversuch durchgeführt. Die Forscher, die aus je einem Topf des Bundesforschungsministeriums und des Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz großzügig gefördert werden, gehen der spannenden Frage nach: Können Erdbeeren schwimmen?

Für die Erdbeere wird – unter anderem wegen ihres hohen Vitamin-C-Gehaltes – von Experten eine tragende Rolle bei der Welternährung erwartet. Unter anderem werden jetzt schon mehr Joghurt- und Quark-Zubereitungen verkauft, als die weltweite Ernte eigentlich hergibt. Es ist vor allem diese der Pflanze offensichtlich inhärente Tendenz zur Auto-Vermehrung, die das Interesse der Wissenschaftler weckt.

Leider gehen durch die Klimaerwärmung die herkömmlichen Anbaugebiete der Fragaria ananassa sehr stark zurück. Da gleichzeitig aber die Niederlande demnächst unter Wasser liegen dürften, würden große Flächen für den Erdbeeranbau frei, wenn es gelänge nachzuweisen, dass z.B. die Senga Sengana dazu überredet werden kann, rechtzeitig die Prüfung zum Freischwimmer abzulegen. Kleinere Pflänzchen könnten sich vorläufig auch schon mit dem „Seepferdchen“ qualifizieren.

Insgesamt ist das Forschungsvorhaben also durchaus zu loben; warum aber findet es quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt?

In den vergangenen Jahren konnten entsprechende Versuche nur im Labor durchgeführt werden. Jetzt aber hat das BMELV endlich einen Freilandversuch genehmigt. Dazu musste nun aber das Klima so beeinflusst werden, dass es mehrere Wochen ausdauernd regnet. Den beteiligten Stellen war natürlich klar, dass diese notwendige Maßnahme nicht überall auf Zustimmung stoßen würde – man erwartete Protestaktionen, Bürgerinitiativen, sowie wilde Flüche von aufgebrachten, der Wissenschaft abholden Menschen.

Man entschloss sich also kurzerhand, den Beginn des Forschungsvorhabens nicht zu veröffentlichen, wollte es aber aus Rücksicht auf die Bevölkerung zunächst auf 14 Tage beschränken. Durch einen Software-Fehler wurde dann allerdings der Wolken-Injektions-Stoff zu großzügig dosiert, was zu einer geringfügigen Verlängerung um zwei bis drei Monate führen dürfte. „Klasse, da werden unsere Ergebnisse noch aussagekräftiger!“ freute sich einer der beteiligten Forscher. Für eine offizielle Stellungnahme waren aber weder Forscher noch Ministerialbeamte zu gewinnen.

Übrigens: Die Tatsache, dass man paranoid ist, bedeutet nicht notwendigerweise, dass man nicht verfolgt wird.