Träumereien

Einer meiner großen Träume ist es, mal von einem Foodblogger zum Essen eingeladen zu werden. Ins Restaurant. Nein, ich würde ihn einladen; schließlich will ich ja was von ihm. Und mindestens eine dritte Person müsste ich auch noch einladen. Weil ich mich ja zurücklehnen und beobachten wollte, und das ist in der Regel nicht sehr kommunikativ.

Es würde schon bei der Karte spannend. Läse so ein Blogger das Menu oder benutzte er die Abbildungen? Leider gibt es ja diese hübschen Plastik-Bilder-Karten bei uns kaum oder nur in Restaurants der unteren Preiskategorien und die kämen natürlich nicht in Frage. In Amerika ist man da schon erheblich weiter. Ich tippe also mal auf Lesen – schade.

Aber wenn man nur lesen darf und auch nur  die Überschriften (die „Post Titles“) dann ist das ja wie wenn man nur im Feedreader liest, z.B. unterwegs in der mobilen Version. Schrecklich, da kriegt man ja nur die Hälfte mit! Zum Beispiel nicht die Rezepte. Und dann: ein ganzes Menu nur von einem Autor. Das hab ich ja noch nie gemacht. Ich wäre schon sehr gespannt, wie der Blogger bestellen würde.

Richtig spannend würde es aber erst, wenn die ersten Teller anrollten. Wann packt ein Blogger sein Stativ aus und wann die Beleuchtungstürme? Schubst er den Kellner auf die Seite, solange der Dampf noch aufsteigt? Oder macht er das heimlich, mit verdeckter Kamera? Müssen die Mitesser mithelfen und zum Beispiel eine Wagenburg bilden? Dürfen die Mitesser schonmal anfangen zu essen oder gebietet es die Etikette, vornehm abzuwarten? Das würde ich schon mal gerne erleben – notfalls auch am Nebentisch.

Und wenn die letzte Serviette weggelegt ist, verlangt man dann das Gästebuch für Kommentare? Es läge ja nahe. Und wenn dann Salz gefehlt hat oder die Spaghetti zerkocht waren? In der richtigen Realität (alo in der Bloggerwelt) kann man ja nicht probieren und muss niemanden mit kleinlicher Kritik kompromittieren. Aber wenn man’s geschmeckt hat, muss man das dann schreiben? Und wie formuliert man das so zartfühlend wie die Bloggerseele das gewohnt ist und erwartet?

Ich weiß es nicht, vielleicht ist die richtige Realität doch völlig anders als ein ganz normaler Restaurantbesuch. Vielleicht verliefe so ein Abend auch (bis auf das Blitzlichtgewitter) ganz normal. Das ist zwar unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen. Ich glaube, ich würde den Blogger doch lieber nach Hause einladen. Dann könnte ich notfalls das iPad auf den Tisch legen und wir könnten zusammen Rezepte nachschlagen, Blogs vergleichen, Links nachgehen und Meckereien könnten gleich in der Kommentarfunktion (zum Beispiel hier unten) eingegeben werden. Aber interessieren würde mich so ein Abend nach wie vor.

6 Gedanken zu „Träumereien“

  1. Du wärst mit Sicherheit enttäuscht. Bei mir zumindest. Kein Blitzlicht (da würde ich ja die anderen Gäste im Lokal stören), keine Wagenburg. Meist (aber nicht immer) eine kleine Kamera – ein paar schnelle Bilder. Während die anderen schon essen. Kein Gästebuch. Also eigentlich so, wie bei allen anderen Gästen – denn fotografiert hab ich immer schon in Lokalen. Aber wie gesagt, heimlich, still und leise. Damit sich niemand gestört fühlt. So sind wir Foodblogger ;-), alles ganz ruhige und bescheidene Menschen.
    Aber lad mich ruhig mal nach Hause ein, da rücke ich dann schon mit großer Kamera und MacBook an, stehe in der Küche im Weg herum und störe dauernd beim Kochen!

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    • Ich glaube ja, du schwindelst ein bisschen. Aber vielleicht glaube ich das nur, weil ich mir dann einen neuen Traum suchen müsste und die liegen ja nicht einfach auf der Strasse rum …

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  2. Ich oute mich dann auch mal:
    Mit mir kann man ungestört essen gehen, ich vergesse sogar bei Foodbloggertreffen im extra gemietetem Lokal das Fotografieren.
    Was ich aber veranstalte, nicht seit dem Foodbloggen, sondern seit der Vorbereitung auf die „Küchenschlacht“:
    Ich seziere.

    Und wenn (wie heute), das Lamm schlecht abgehangen und modrig ist oder die Garnelen im teuren Restaurant nicht entdarmt sind, dann beschwere ich mich.
    Leise.
    Niemals sichtbar für andere, oft erst später per Mail.

    Koche ich selbst, kommt es auf Gäste und Zustand an.
    Der Großteil meiner Foodfotos stammt aus unkomplizierter Kocherei für meine jugendlichen und in Anzahl irgendwie wachsender Mitesser, die sowieso mehrere Viertelstunden benötigen, um zu Tisch zu erscheinen.
    Bei normalen Gästen fotografier ich nicht.
    Ich nannte es schonmal meinen „Bloggeiz“:
    Nicht alles, was ich erlebe, muss für die Ewigkeit festgehalten werden.
    Die besten Erinnerungen in HD liefert mein Gedächtnis.

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    • Warum beschwerst du dich leise? Ich bin auch immer hin- und hergerissen, aber oft denke ich, wenn die Köche nicht wissen, dass wenigstens ein paar Menschen auf solche „Kleinigkeiten“ wie abgehangenes Fleisch achten, dann verkommt die Esskultur womöglich gänzlich. Und auch Mitessern schadet es nicht zu sehen, dass man Qualität benennen kann. Es muss ja nicht gleich ein Affront sein

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  3. Ich mag in Restaurants gar nicht fotografieren. Stört mich beim Essen. Also musst du mich die ganze Zeit unterhalten. Pech gehabt. Bestimmte Fotos muss man im Herzen haben und nicht auf dem Computer.

    Es grüßt trotzdem oder vielleicht gerade deshalb

    Martin

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