Nutzlos

Neulich bin ich mal wieder Bahn gefahren. Das Buch, das ich mir für die Fahrt ausgesucht hatte, hat allerdings die Erwartungen nicht ganz erfüllt. Eigentlich im Gegenteil. Und anstatt einfach ein anderes zu lesen, musste ich missmutig immer mal wieder eine Seite lesen und mich dann wieder ärgern und wieder eine Seite lesen und so weiter.

Gott sei Dank war es aber ein sehr schöner Tag und es waren genügend Leute unterwegs für meine andere Lieblingsbeschäftigung: T-Shirts lesen. Auch da werden die Erwartungen nicht immer erfüllt, aber der eine Satz, der auf so ein T-Shirt passt, ist ja immer nur der Anfang. Der Rest der Geschichte liegt dann in der eigenen Hand. Beziehungsweise im eigenen Kopf. Und wer da die Erwartungen zu hoch schraubt, ist ja nun wirklich selbst schuld.

Ich glaube, es war in Darmstadt – es kann aber auch in Heidelberg oder Bensingen gewesen sein, als ein T-Shirt zustieg und sich bis Marburg auf einen Sitz mir schräg gegenüber setzte. Es kann auch Gießen gewesen sein, aber das spielt eigentlich keine Rolle. Wichtiger bei so einem T-Shirt ist ja der Aufdruck: “Useless”.

Nun bin ich schon seit frühester Jugend ein großer Fan der Nutzlosigkeit, die sich erstaunlicherweise oft etwas unter Wert verkauft. Und so war das T-Shirt ein willkommener Anlass, über die merkwürdige Vorliebe des Menschen für schweißtreibende Arbeit oder gehirnschmalzerweichende Schreibtisch-Maloche und die damit kontrastierende Geringschätzung der – mit einer Sommerlimonade bewehrten – gemütlichen Kontemplation im Strandkorb. Bahnfahren lohnt sich.

Kaum war das T-Shirt ausgestiegen, flatterte mir Claus in den Feedreader: “Reicht! Völlig.” Sagt er. Und wenn ich das nahezu wörtlich ins Englische übersetze, dann meint er wohl: “Use less!” Das T-Shirt konnte ich nicht mehr fragen (und wie würde man auch ein Leerzeichen auf dem T-Shirt erkennen?), aber wie auch immer: Recht haben sie, entweder Claus oder beide – Claus und T-Shirt. Be useless, use less!

Und deshalb gab es am Abend Spare-Ribs mit Kartoffelsalat von Johannes, ohne Schnickschnack, aber – weil die Tomaten weg mussten –zusätzlich mit Tomatensalat und mit Brot, um die Marinade aufzutunken. Womit wir schon bei 4 Komponenten wären, war das jetzt schon zuviel? Ich muss wohl noch üben.

Schreibe einen Kommentar