Balkanplatte

Kroatien tritt am 1. Juli in die EU ein. Ich muss gestehen, dass ich nicht weiß, ob das gut ist. Gut für Kroatien? Gut für die EU? Die Kroaten müssten es eigentlich wissen, wissen es aber offensichtlich auch nicht, zumindest schließe ich das aus der Wahlbeteiligung.

Aber egal, das sollen kompetentere Köpfe entscheiden. Und wenn die es auch nicht wissen: die Zeit wird es uns lehren. Ich lese deshalb Nachrichten und Berichte über den Beitritt eigentlich kaum noch. Überfliegen vielleicht, ja, aber wenn man ein Land überfliegt, was sieht man da schon?

So ging es mir auch mit einer SZ-Beilage. Nur überflogen (es war ja schließlich der Reiseteil). Aber ein Wort hat mich getroffen wie ein Hammerschlag: Balkanplatte!

Meine Güte, noch einmal jung sein und unbedarft und mit leuchtenden Augen eine Balkanplatte bestellen! Schon bei der Tischauswahl darauf achten, dass das Möbel stabil ist, weil es doch schade wäre, wenn es birst und all diese Köstlichkeiten auf dem Boden landen. Und beim Servieren ächzen: Wer soll das denn alles essen? Und innerlich zufrieden: Ich! Ich! rufen. Und versinken in den Fleischbergen, den Reis auf die Seite schieben, die Pommes nur kurz probieren, sonst schafft man das doch gar nicht. Und das Wort Qualität noch gar nicht kennen, schon gar nicht bei Fleischbergen und erst recht nicht beim obligatorischen Plavac. Viel, billig, gut! Zufrieden und angeheitert den Heimweg antreten und: “Das müssen wir bald mal wieder machen!”

Mir ist schon bewusst, dass ich vielleicht ein bisschen nostalgisch überreagiere und dass mir auf Anhieb gar kein Jugoslawe um die Ecke einfallen würde. Aber hey, es ist Grillsaison: ich mach mir eine Balkanplatte!

Normalerweise gehe ich dann auf die Suchen-Seite von Fool for Food, um mal zu sehen, was Robert und Zorra und Barbara und … so unter Balkanplatte verstehen, aber:keinErgebnisse

Keine Ergebnisse? Habe ich “Balkanplatte” falsch geschrieben? Merkwürdig. Und bei einer normalen Google-Suche lande ich bei Google Books in der Kategorie “Abenteuerroman”, was hat das zu bedeuten? Und warum macht mich ein Forumsbeitrag bei Chefkoch.de auch nicht zuversichtlicher:

“Hej und Willkommen im CK 

Auf dem Grillteller, den wir im Restaurant kaufen, liegt einfach nur ein getürmter Haufen Fleisch – da ist nichts mariniert, sondern nur angebraten und mit Pfeffer, Salz und Paprika gewürzt – für uns schmeckt es genau so richtig und man kann es ja nach Gusto würzen. 

Auf der Platte liegen für 6 Personen 6 Bauchscheiben, 6 Naturschnitzel, 6 Frikadellen, 6 Koteletts, 6 Spieße und dazu Brot, Bauernsalat und große Stücke Fetakäse – so wird es vom Restaurant gereicht und das Fleisch ist dabei vom Schwein, Rind und Lamm und kommt aus der Pfanne und dem Ofen.”

Sollte mich meine Erinnerung so trügen? In meiner Not erzähle ich Frau T. von meinen Schwierigkeiten. “Um Gotteswillen! Balkanplatte! Das ist doch hoffentlich nicht dein Ernst? Weißt du was? Mach halt in Gottes Namen Djuvec-Reis und grille ein paar Lammkoteletts. Was hältst du davon?”

Na ja, eigentlich hatte ich mir das anders vorgestellt. Aber wenigstens Utecht schreibt und schwärmt vom Djuvec-Reis …

3 Gedanken zu „Balkanplatte“

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