Bäcker bitte: backe Brot!

Backen Bäcker böses Brot? Nein natürlich nicht, aber nicht nur um der Alliteration Willen sollte man darüber noch einmal nachdenken.

Es ist ja schon merkwürdig: es schüttelt mich, wenn ich tiefgefrorene, eingedoste, verschweißte oder sonst irgendwie „unnatürliche“ Lebensmittel sehe. Alles, was nach Convenience aussieht, ist mir zutiefst suspekt. Und es ist mir natürlich bewusst, dass das ungerecht ist. Es ist nämlich nicht unbedingt so, dass das Zeug meinen Qualitätskriterien nicht genügt (auch wenn ich mir das natürlich einrede), ich glaube einfach, es unter meiner Würde, denn weil ich diese Produkte nie benutze, kann ich natürlich auch ihre Qualität eigentlich nicht beurteilen.

Es nimmt dann auch merkwürdige Formen an. Ich taue Bohnen auf, die ich selbst eingefroren habe, und esse sie mit Genuss, aber ich würde nie, wirklich nie, irgendeinen Beutel mit tiefgekühltem Gemüse aus diesen unsäglichen Truhen im Supermarkt in meinen Einkaufskorb legen – lieber esse ich eine Steak. Vielleicht liegt es daran, dass diese Truhen immer mehr werden und immer größer und immer, immer den Weg versperren.

Ich koche Gemüsebrühe fast immer frisch und für Notfälle habe ich ein Gläschen selbst getrocknetes Granulat oder auch – je nach Wahl – mit Salz konserviertes Kleingehäckseltes. Ich mache Fleischbrühe selbst und koche Geflügelbrühe und Fond, Rinderfond und Kalbsfond, auch wenn mein Metzger sich standhaft weigert, Knochen in geeigneter Qualität vorrätig zu halten. Wenn ich ein Rezept sehe, in dem 1 Esslöffel Fleischbrühe verwendet wird, fliegt es in den Papierkorb – die meinen nämlich Pulver! Ich KANN nicht mit Pulver kochen – außer natürlich Pfeffer und Curry, aber das macht man auch am besten selbst.

Und was hat das jetzt alles – so merkwürdig und abwegig es sich auch anhören mag – mit den Bäckern und ihrem Brot zu tun? Nun, da ist alles anders.

Ich kann nicht backen, ich will nicht backen, ich versaue immer die ganze Küche mit Mehl und bekomme Ärger mit Frau T. Die Vorstellung, mit meinem Sauerteig ins Kino zu gehen, um ihn zur richtigen Zeit zu füttern, lässt mich erschauern (als junger Mensch habe ich Volleyball gespielt, bis zu jenem Abend, an dem wir die Knie hochschleudernd durch die Turnhalle hüpfen mussten, und mich urplötzlich die Angst befiel: Was, wenn jetzt von da oben einer zuschaut …? Das war’s dann mit dem Sport.)

Also bin ich angewiesen auf diesen Berufsstand, denn ich esse gerne Brot. Ja, eigentlich würde ich gerne Brot essen, wenn da nicht die Bäcker wären. Das sind Menschen, die gehen gerne mit Ihrem Teig spazieren, warum hätten sie sonst diesen Beruf ergriffen? Warum sollte jemand freiwillig mitten in der Nacht den Ofen anheizen, Teig falten und Brezeln formen, wenn es ihm keinen Spaß macht? Dafür gibt es einfach keinen Grund. Und wenn man das schon macht – und gerne macht, dann kann man doch eigentlich auch richtiges Brot backen, oder? Also

Bäcker bitte: Backe Brot!
Weil sonst droht,
ohne Not,
mir der Hungertod.

Musiktipp: Sam Cooke, Chain Gang (Vielleicht ist es doch ein Scheiß-Job?)

2 Gedanken zu „Bäcker bitte: backe Brot!“

  1. Ich habe auch kürzlich über das Backen geschrieben, über Brot und vor allem Brötchen. Gutes Brot bekomme ich relativ problemlos, aber Brötchen – da gibt es so viel schlechte Qualität, leider. Und nur so wenig gute Bäcker, leider! Ich gebe aber die Hoffnung nicht auf, dass es besser wird…

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    • Tja, wenn man in der Stadt wohnt … Hier in der Heide sieht es auch bei Brot etwas düsteres aus, aber das bezieht sich vielleicht nur aufs Brot.
      Und apropos: Was ihr Nordlichter offensichtlich gar nicht könnt, ist Laugengebäck! Die Brezen fehlen mir schon sehr.

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