Ein Deutschlehrer, der auch Sprachkurse für Asylbeantragende abhält, hat erzählt, dass ein Schüler den Satz „Das wird wohl schon gemacht worden sein“ gebildet habe. Noch vor dem Applaus des Lehrers und der anderen Kursteilnehmer für diese schöne Formulierung habe er allerdings gezögert und sich dann verbessert: „gemacht geworden gesein“. Auf Nachfrage erschien ihm die erste Version „zu rund für deutsche Sprache“. Nun, so unterschätzt die deutsche Sprache auch sein mag, so gebiert sie doch auch kleine Juwelen, Wörter die ein ganzes Universum an Bedeutung und Konnotation aufblühen lassen. Zum Beispiel das „Impfangebot“ (das vor zwei Jahren noch nicht möglich gewesen wäre). Darin stecken die vor Stolz aufgeblasenen Backen desjenigen, der es tatsächlich – wider aller Erwartungen – zumindest laut eigener Aussage geschafft hat, ein paar Dosen Serum zu organisieren und sich mit leuchtenden Augen auf ein Lob freut. Aber auch die Angst des Berufspolitikers vor seinen Wählern, die vielleicht gar nicht geimpft werden wollen und denen man bitte nicht zu nahe treten und ihnen deutlich machen will, dass natürlich niemand gezwungen werde und es sich halt um ein Angebot handle, das man durchaus eventuell auch ablehnen könne, ohne dass irgendjemand böse würde. Oft frage ich mich, wie viel Politiker-Rückgrat eigentlich wegen Produktionsmängeln als Retour-Lieferung zurückgehen (aber wohin) müsste. Wenn dann aber aber so schöne Wörter wie „Impfangebot“ dabei herauskommen, bin ich für einige Zeit wieder besänftigt.
Küchentagebuch, Mittwoch 30. Juni 2021
- Mangold-Tarte (bei lamiacucina, siehe auch seine Tartelettes)
- Gemischter Salat