Frag ich doch heute ganz nebenbei die Fischfrau meines Vertrauens beim schweifenden Blick über die Auslage, ob man denn Aal ohne schlechtes Gewissen essen könne. Klar, sagt sie – sie spricht ein wenig Hamburger Dialekt, wahrscheinlich um den Eindruck von frischem Fisch zu erzeugen – wenn er hier liegt schon. Also es gäbe ja Regeln und Quoten und sie würden sich strikt daran halten. Ich könne also alles, was es hier gibt, bedenkenlos essen. Jetzt ist wahrscheinlich ein Fischstand auf dem Marktplatz nicht der geeignetste Ort für eine Grundsatzdiskussion über Missstände in der Fischindustrie und Verbraucherverhalten im Allgemeinen, und da sich – auch über den Corona-Abstand hinweg – plötzlich alle einig waren, dass man es auch übertreiben könne, und wo er doch eh schon tot sei, und überhaupt hätte es das früher nicht gegeben. Ich habe also meinen Fisch bezahlt und mich auf den Heimweg gemacht, bevor ich eventuell gezwungen gewesen wäre, schlimme Worte zu gebrauchen. Allerdings spürte ich schon nach wenigen Metern auf der Zunge den Geschmack von leicht in Öl angebratenem Schwarzbrot mit sahnig-fluffigem Rührei und einem klitzekleinen Stück Filet vom Räucheraal. Ich glaube, ich nehme nächste Woche ein kleines Fitzelchen mit nach Hause. Wo er doch eh schon geräuchert ist.
Küchentagebuch, Dienstag 1. Juni 2021
- Fisch süß-sauer (ohne Dosen-Ananas, ein Rezept aus dem Buch »Kochen! Das Gelbe«, das mir in der onleihe über den Weg gelaufen ist).
- Basmati-Reis (mit ein wenig Kardamom und Nelke)
- Sunomono – japanischer Gurkensalat (mit frischem Wakame – Rezept gibt’s bei der Turbohausfrau)