Brot backen. Warum tu ich mir das eigentlich an? Nun ja, ich weiß es: der einzige Bäcker im Ort benutzt ganz ordentliche Backmischungen, aber Weißbrot kann er trotzdem nicht. Ich musste also, um überleben zu können, etwas tun – schließlich habe ich teilweise sogar das „Ciabatta“ von Edeka gegessen, was meines Wissens auch vom europäischen Gerichtshof zusammen mit Waterboarding als Foltermaßnahme eingestuft wird. Schon länger hatte ich ab und zu das No-Knead-Brot von esskultur.at gebacken, da war der Schritt zu Lutz Geisslers „Brotbacken in Perfektion mit Hefe“ naheliegend und eine lange Zeit waren wir damit ganz zufrieden. Eher aus Langeweile habe ich dann auch noch „… mit Sauerteig“ bestellt und wenn man damit mal angefangen hat, und der Sauerteig macht, was er soll, kann man nicht mehr zurück (und so ein Sauerteig zwingt einen auch ein wenig, ihn immer mal wieder zu benutzen). Und noch etwas ist passiert: Weißbrot ist plötzlich gar nicht mehr so wichtig, meist backe ich dunkle Brote, Mischbrote hauptsächlich und ab und an auch reine Roggenbrote, was sicher auch daran liegt, dass die sich länger frisch halten und selbst ein gutes Weißbrot ist ja nach zwei bis drei Tagen… na ja. Ich muss aber gestehen, dass ich keine Ahnung vom Backen habe. Teigtemperaturen, Vollgare, Halbgare, Übergare, „mit dem Teig reden“, alles böhmische Dörfer. Wenn es draußen wärmer oder kälter ist als im Rezept vermutet – Pech gehabt. Ich halte mich an die Knet- und Ruhezeiten im Rezept und es klappt eigentlich immer meist oft. Und jetzt kommt Petra (🌶 ) von einer Weltreise aus Dänemark zurück und bringt ein Rezept für Rugbrød mit, das exakt auf meine Mehl- und Sauerteigvorräte zugeschnitten ist. Aber: es verlangt hellseherische Fähigkeiten! Nicht nur, dass die Stückgare mit 1 ½ bis 4 h recht variabel spezifiziert ist (bis der Teig unter den Rand…) und dann soll ich eine Stunde bevor das Fall ist, also eine Stunde vor einem unbekannten Zeitpunkt den Ofen aufheizen! Ich glaube, das hätte sogar Albert Einstein ins Grübeln gebracht. Was man nicht alles mitmacht! Aber wie mir Duolingo heute beigebracht hat: »Ik ben een gelukkige bakker.«
Küchentagebuch, Samstag 14. August 2021
- Spirelli mit Rindfleisch-Sugo (nach Tim Mälzer)
- Tomatensalat