Wenn ich sage: Ich geh noch schnell zum Obsttürken, dann sagt Frau T. das sei, und sie sagt das in Anführungszeichen, nicht vollständig “politically correct”. Woher ich denn wisse, dass der Mann aus der Türkei stamme. Und wenn er wider Erwarten nicht in Bottrop geboren sei, dann sei es immer noch abfällig. Schließlich wären für mich alle Menschen, die nicht so aussehen wie die Menschen in dem kleinen schwäbischen Dorf, in dem ich geboren bin, “Fremde”. Der nette Mann mit dem Schnauzbart könne genauso gut aus Syrien, dem Iran, Afghanistan oder WasweißIchWo stammen, für mich sei das wohl alles dasselbe? Und sie hat ja recht. Deshalb habe ich mir angewöhnt vom “Freundlichen Gemüse-Fachverkäufer mit Migrations-Hintergrund (eventuell in der zweiten oder dritten Generation)” zu reden, wobei ich zugegebenermaßen den eingeklammerten Teil nur dazusage, wenn ich wirklich viel Zeit habe. Jetzt ist es nur so, dass der Kartoffelmann das mitgekriegt hat und sich diskriminiert fühlt. Für mich sei er einfach “der Kartoffelmann”. Wenn es aber auf diesem gesamten Markt einen “Fachverkäufer” gäbe, dann sei das doch wohl er. Oder ob ich tatsächlich bestreiten wolle, dass seine Kartoffeln alle anderen Kartoffeln um Längen schlagen würden. Er wolle jetzt aber bitte keine dummen Witze über dicke Bauern und dumme Kartoffeln hören, seine Kompetenz läge eindeutig nicht in der Größe, sondern im unnachahmliche Geschmack; er denke gerade darüber nach, sich als Kartoffel-Sommelier zu vermarkten. Und wenn ich unbedingt auf einen Migrationshintergrund bestünde, könne er darauf hinweisen, dass der Weg von seinem Geburtsort zu meinen Wohnort vor noch nicht allzu langer Zeit eine Tagesreise gewesen sein (und bald wieder sein würde). Und er hat ja recht. Aber alle Ungerechtigkeiten dieser Welt auf meinen Schultern abzuladen, ist auch ein bisschen inkorrekt. Ich bin nur froh, dass er mir nicht auch noch seine Kartoffeln hinterher geworfen hat – ich wäre sonst vielleicht als LaRatten-Fänger aus WasweißIchWo in die Geschichte eingegangen.
Am Anfang dieser settimana, also lunedi, musste wieder einmal der Tiefkühler aushelfen. Da der eh viel zu voll ist, könnte ich auch, ohne rot zu werden, behaupten, das sei so geplant gewesen. Und was spräche schon gegen schwäbische Maultaschen mit Salat? Da ich letzte Woche in der großen Stadt auch im Asiamarkt war und eine Familienflasche Mirin gekauft habe, und da martedi hier normalerweise Hühner über den Marktplatz getrieben werden, sprach alles für Chicken Teriyaki mit Reis (bitte sucht euch ein Rezept mit Mirin aus, sonst ist es Essig mit dem Teri, aka Glanz, und mit dem Geschmack im Übrigen auch). Es gibt Stimmen, die behaupten, ich würde Chicken Teriyaki nur machen, damit ich die Hühnerhaut von den Hühnerbeinen abziehen und knusprig braten kann. Die Stimmen gehen sogar so weit, zu behaupten, ich würde diese Knusperhaut dann auf Butterbrot essen!
Bevor ich “Mezcla” wieder ins Regal stelle, musste ich mercoledi noch schnell das Kürbis-Salbei-Nudel-Gratin kochen – schließlich habt ihr euch das ja alle bei der Turbohausfrau gewünscht. Und giovedi war dann natürlich noch ein halber Kürbis im Vorrat – genug für die Kürbis-Walnuss-Pasta bei schoenertagnoch weder mit Babyspinat noch mit Rucola, sondern mit Mangold.
Venerdi blieben wir bei Pasta, Pasta geht ja immer: Asia-Pasta mit Schweinehack und würziger Erdnusssauce (🌶). Am Samstag, äh sabato, Gulaschsuppe mit frischen (sehr empfehlenswerten) Dörfli vom Plötzblog.
Weil uns allen ja der Herr Habeck in Nacken sitzt und uns Sparen! ins Ohr flüstert, müssen wir ja, wenn der Ofen unbedingt aufgeheizt werden muss, möglichst viele Backvorgänge hintereinander erledigen. Deshalb gab es domenica Bürli, Frau T.’s Roggenbrot im Kasten und Kürbis für die Linsen – eine organisatorische Meisterleistung. Und weil mir auf der anderen Schulter der Herr Özdemir sitzt und Sparen! ins andere Ohr flüstert, kaufe ich nur noch regionale Mehle, also nicht nur kein T80, sondern auch kein (Schweizer) Ruchmehl. Aber die Bürli auf Plötzblog funktionieren auch mit unserem Mehl (Weizen und Weizenkleie). Und zum Essen gab es Linseneintopf mit Kürbis und knusprigem Speck (von Elisabeth Grabmer im SZ-Magazin). Weil mir ein Crossover-Teufelchen im Nacken saß, mit Spätzle! Normalerweise mach ich sowas nicht; aber für Spätzle-Verweigerer gibt’s dann halt Bürli.
Die Linsen mit Kürbis sehen fein aus, dazu ein Dörfli, das könnte passen.
… und sie sehen im Originalbild noch viel besser aus