K(l)eine Tiere zu essen, ist schwierig.
Das sind zwei kleine Sätze, die große Wahrheiten ausdrücken.
Ohne „l“ ist es schwierig, weil die Mehrheit der Familienmitglieder – wahrscheinlich genetisch bedingt und unabänderlich – nicht recht zum Vegetarier taugt. Das mag „nicht richtig“ sein, aber, wie gesagt, genetisch.
Mit „l“ ist es schwierig, weil die Kleinen doch so süß sind, und – wahrscheinlich auch genetisch bedingt – ganz andere Gefühle als Hunger auslösen. Und wenn der Metzger dann beim Spanferkelchen noch das Pfötchen an der Keule lässt: süß! Und der Rücken ist nicht geteilt, was will man da schon teilen. Und lässt die Anatomie noch erkennen: goldig!
Aber da muss man durch. Früher hat der Mann die Beute nach der Jagd seiner Frau in die Höhle geworfen und ist zum Stammtisch abmarschiert. Heute muss er seine zart besaitete Seele damit belasten, das kleine süße Schenkelchen mit einem Messer zu traktieren und der glühenden Hitze des vorgeheizten Ofens auszusetzen. Und da wundern sich manche, dass die Anzahl der Selbsthilfe-Gruppen zunimmt und immer mehr Männer Mitglied bei den Anonymen Spanferkel-Quälern werden. Ich glaube, Frauen wären dazu besser geeignet.
Man nehme,
Möglichst kleine Keulen vom Milchferkel (bei 800g braucht man für 4 Personen 2 Stück). Einen großen Topf, in dem man Wasser mit 1 TL Salz, einer gespickten Zwiebel (Nelken und Lorbeerblatt), 2 Karotten und ein Stück Knollensellerie (beides grob gestückelt) zum Kochen bringt, und dann die Keule(n) darin etwa 5 Minuten kocht. Herausnehmen und leicht abkühlen lassen (damit die frisch manikürten Hände nicht leiden, denn gleich muss man die Keulen anfassen).
Jetzt mit einen sehr scharfen Messer oder Cutter die Schwarte der Keulen etwa alle 1 cm einritzen und in jede Ritze 3 bis 5 Nelken stecken. Das Ganze dann in eine feuerfeste Form geben und mit 3-4 EL Akazienhonig übergießen. 1 Ananas schälen und in Scheiben schneiden. Das sieht dann so aus:
Dann die Keulen in den auf 160° vorgeheizten Backofen schieben und während 1 ½ Stunden von Anfang an immer wieder mit Wasser bzw. dem entstehenden Bratensaft begießen, bis sie schön knusprig sind. Gegen Ende die Ananasscheiben leicht salzen, mit etwas Zimtpulver bestreuen und mit Pflanzenöl einreiben. In einer heißen Grillpfanne von beiden Seiten 1 Minute grillen:
Als Vorschlag für die Beilage ist im Rezept Kartoffelpüree angegeben. Angestachelt von Heike’s Blinzlis, konnten es natürlich nicht irgendwelche Kartoffeln sein. Zumal mir das auch Gelegenheit gibt, klugscheißerisch auf den Unterschied von Vitelotte und Blauen Schweden einzugehen:
Vorne sind die „Blauen Schweden“, die hier in der Heide dieses Jahr ziemlich dunkelviolette Schweden sind, genau wie die Trüffelkartoffeln (Vitelotte) hinten. Zum Spanferkel gabs die Vitelotte (noch etwas erdiger und nach Maroni schmeckend, aber auch noch ein paar Cent teurer), heute abend gibt es dann blaue Chips aus den Schweden. Womit dann auch Ellja’s Frage beantwortet wäre.
Fazit: Ich glaube, das „l“ im ersten Satz steht für „lecker“. Wenn es fehlt: nicht lecker, wenn es da ist: sogar sehr lecker 1).
1) Ich wollte ja das Wort lecker vermeiden, aber was will man machen?