Ich glaube, ich habe schon mal angedeutet, dass ich sehr dafür anfällig bin, auf Menschen hereinzufallen, die mir das Blaue vom Himmel versprechen. Wie oft ich auch schon enttäuscht worden bin – es könnte ja mal etwas dran sein. Das Schema ist immer dasselbe. Gaanz anders, und gaanz toll! Die Frage, warum das gaanz Andere und gaanz Tolle sich nicht längst durchgesetzt hat, und von allen gemacht wird, diese Frage drängt sich mir offensichtlich nicht auf. Heute geht es um »Schweinefleisch süß-sauer«. Hab ich beim Chinesen immer gerne gegessen, aber seit dort das All-you-can-eat-Warmhalte-Menu dominiert, muss man sich das ja auch selbst machen. Und obwohl ich mit der Huhn-Orange-Reis-Version ganz zufrieden war, hat mich im Juni ein Video auf El Comidista voll erwischt. Wie dem Comidista beim Probieren die schlonzig-braune Sauce aus dem Mundwinkel tropft … ich war kurz davor, einen Flug nach Madrid zu buchen. Denn das ist eindeutig »El cerdo agridulce que no es como los demás« (… nicht wie all die anderen). Und die Zutaten-Liste ist überschaubar. Gut, mein Reisessig ist bei weitem nicht so dunkel wie der im Video und Pflaumensauce war auf die Schnelle auch nicht zu bekommen, aber die kann man ja selbst machen – wie hier oder hier und, außerhalb der Pflaumensaison, hier; es sollte allerdings schon eine süß-saure Version sein. Bleibt noch die vorlaute Restaurant-Chefin aus dem Video, die sagt, das sei natürlich gaanz einfach und gleichzeitig gaanz schwer, es komme auf jede Sekunde an. Geschwätz, die will doch nur dass ich das bei ihr esse. Wenn ich erst mal angefixt bin, dann zieh ich das auch durch. [Hier ist meine Übersetzung des Rezepts]
Küchentagebuch, Sonntag 10. Oktober 2021
- Schweinefleisch süß-sauer, das nicht so ist wie all die anderen, im Madrider Restaurants Chi Nanit auch „Cerdo Hip Hop“ genannt (Spanisches Rezept und Video bei El Comidista)
- Reis (ohne Deckel)
- Mangetout mit Kardamon und gebratener Rosenkohl