Es ist übrigens nicht ganz richtig, dass sich Engländer/Amerikaner immer duzen. Denn eigentlich siezen sie sich alle. Das »you« entspricht nämlich unserem »Sie«, das englische »du« (thou, ye) war früher noch üblich und taucht manchmal in Bibelsprüchen oder in dem wunderschönen Film „O Brother, Where Art Thou“ auf. In Lateinamerika gibt es eine ähnliche Entwicklung in der spanischen Sprache, wenn auch hauptsächlich in der zweiten Person Plural. Auch dort verschwindet das »vosotros« (ihr) immer mehr zugunsten des »ustedes« (Sie, plural). Und in weiten Teilen Brasiliens (und mehr und mehr auch in Portugal) ist die zweite Person ganz verschwunden und durch die förmliche dritte Person (você, vocês) ersetzt worden. Das ist für Sprachschüler ganz angenehm, weil viele Flexionen wegfallen, und alle diese Sprachen haben natürlich trotzdem verschiedene Möglichkeiten, Distanz zu wahren, aber schade ist es schon. Auch wenn, nur als Beispiel, das „Blogger-Du“, das ich immer ein wenig künstlich fand, noch üblich ist, dann bedeutet das ja nicht unbedingt, dass alle eine große Gemeinde bilden und sich ach so gut verstehen. Ich würde dafür plädieren, das »Sie« in Ehren zu halten, solange es (in seiner ursprünglichen Bedeutung) noch existiert.
Küchentagebuch, Samstag 1. Oktober 2021
- Penne mit Chili-Walnuss-Blauschimmelkäse-Sauce
- Salat
- Eine halbe Rotweinbirne (brüderlich geteilt)