So ein ganz klein wenig habe ich Angst vor der kommenden Koalition. Nicht nur, dass ich grundsätzlich mit Ampeln auf Kriegsfuß stehe, weil die meistens rot sind, wenn ich komme. Das wäre ja nicht tragisch, wenn „rot“ noch „sozial“ bedeuten würden und nicht „SPD“. Und ich befürchte auch, dass „grün“ nicht unbedingt „jetzt aber los!“ heißen wird, sondern immer wieder durch gelbe Blinklichter überstrahlt wird. Schon die ernsten Gesichter der Koalitionäre und die Lobhudeleien, wie gesittet das alles zugeht, machen mich unruhig. Mit einem Wort, dass da was Gutes dabei herauskommt, glaube ich nicht. Aber was heißt schon glauben in der heutigen Zeit? Tja, wenn man gläubig wäre, dann könnte man noch schnell ein Gebet gen Himmel schicken: „Atta unsar thu in himinam, weihnai namo thein“ zum Beispiel. Das ist übrigens gotisch, irgendwann um 350. Ich finde, sprachlich hat sich das über die Jahrhunderte ganz gut gehalten, da findet man sicher zum Beispiel in Oberbayern moderne Schriftstücke, bei denen weniger klar ist, worum es sich handelt. Aber es hat halt in den letzten 1700 Jahren erstaunlich wenig bewirkt, das heißt, man kann sich das „gen Himmel schicken“ auch sparen und einfach weiter hoffen, dass alles gut enden wird. Mehr bleibt uns wohl nicht übrig.
Küchentagebuch, Donnerstag 28. Oktober 2021
- Rheinische Schnippelbohnen mit Kassler und Salzkartoffeln (wie hier schon mal)