Nudeln, Speck, Sauerkraut

Wenn man Mehl, Eier, Salz und Wasser im Vorrat hat und einen Nudelteig benötigt, dann hat man eigentlich alles. Es sei denn, es mangelt an, tja, an der Lust zu mischen, kneten, rollen und sich von oben bis unten mit Mehl einzustauben. Wenn dann das Wetter schön ist, kalt zwar aber sonnig, kann man auch auf den Gedanken kommen, ein kleiner Spaziergang zum Fertigteig im Supermarkt, täte es eigentlich auch. Wer sonst geht schon am Samstag Nachmittag zum Einkaufen? Die sind doch alle längst zu Hause und lassen die Badewanne volllaufen. Was für ein Irrtum! Alle waren da, wo ich hinwollte, wirklich alle. Viele sind es zwar nicht, so zwischen zehn und fünfzehn Tausend, aber wenn sie alle im Gang stehen, ein Schwätzchen halten und – ja – vielleicht sogar eine kleine Familienfeier abhalten, dann wird’s halt doch eng. Auffallend viele quengelnde oder tobende Kinder im und neben dem Nudelregal, offensichtlich sind die Abenteuerspielplätze wegen der Kälte und die Freizeitparks wegen Corona geschlossen. Vielleicht ist das die Rache. Mag sein, es gibt Götter, denen Faulheit und Bequemlichkeit ein Dorn im Auge sind und die als Gegenmittel für sich vor der Nudel drückende Zeitgenossen den Samstagnachmittag im Supermarkt erfunden haben. Ich verspreche, ich werde meine Nudeln in Zukunft wieder selbst machen, aber ich will hier raus! Und die Götter meinen es dann doch gut mit mir: An einer der Kassen ein Mann mit einer Flasche und ein Pärchen mit einem Pullover und dann ich mit meinem Nudelteig – ich hab’s gleich geschafft! Gut, der Mann fand seine ec-Karte nicht, hat sich dann vertippt und hatte dann Angst, sich nochmal zu vertippen und fand die Geldbörse nicht, und die Kassiererin hat aus lauter Verzweiflung die falsche Taste gedrückt, die Kasse fing an zu blinken und zu klingeln, und der Filialleiter musste geholt werden, um sie wieder zu entsperren. Dann lies sich der Barcode am Pullover nicht lesen, die Nummer, die die Kassiererin dann eine halbe Stunde später eingeben musste, war sehr lang und sowas klappt natürlich nicht aufs erste Mal, da mache ich niemandem eine Vorwurf. Als dann allerdings das Diebstahl-Dingens an besagtem Pullover nicht geöffnet werden konnte, auch nicht mit der Hilfe einer herbeigerufenen Kollegin, und als dann meine Nase hinter der FFP2-Maske zu tropfen anfing, war ich doch kurz davor, ungeduldig zu werden. Ich weiß nicht, ob es Götter gibt und ob die dem Menschen böse gesinnt sind, aber den Nudelteig selber zu machen, scheint mir inzwischen keine ganz schlechte Idee.

Küchentagebuch, Samstag 11. Dezember 2021

Ich als Schwabe hab’s nicht gekannt, aber das heißt nicht, dass es nicht schmeckt

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